Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Worten müssen Taten folgen
Bernd Jentsch über den Unmut von Landesbediensteten
Vor allem ausländischen Gästen von Erfurt war die Verwunderung gestern sofort anzusehen: Die sonst so ordentlichen und zurückhaltenden Deutschen zogen lärmend und mit bunten Transparenten und Plastikwesten durch die Straßen der Innenstadt.
„Die fordern mehr Geld von ihren Chefs“, erklärte eine Mutter ihrem Sohn das Anliegen der Demonstranten. In der Tat geht es den versammelten Landesbediensteten um ein spürbares Plus auf ihren Lohn- und Gehaltskonten. „Ich kann gar nicht so schlecht arbeiten, wie ich bezahlt werde“, war auf einem Transparent zu lesen. Und dass man jeden Cent wert sei, versicherten mehrere Redner auf den Kundgebungen.
Genau das ist der eigentliche Grund für den verbreiteten Unmut bei den Lehrerinnen, Erziehern, Polizisten oder Forstmitarbeitern – man beklagt eine mangelnde Wertschätzung der eigenen Arbeit.
Dabei vergeht doch kaum ein Tag, an dem Politiker im Bund und in den Ländern nicht betonen, welchen besonderen Stellenwert Bildung und innere Sicherheit für sie haben. In den bevorstehenden Wahlkämpfen wird das wieder und wieder zu hören sein, von Vertretern aller Parteien vermutlich.
Doch müssen diesen Ankündigungen im Alltag dann auch die entsprechenden Taten folgen. Und davon kann bei den laufenden Tarifverhandlungen nun wahrlich keine Rede sein.
Wer in zwei Verhandlungsrunden nicht einmal ein Angebot auf den Tisch legt, über das gestritten werden kann, lässt nicht unbedingt den Willen zur Einigung erkennen.
Das erzeugt Widerstand.