Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Huskys im Eisregen
Bei der Trans-thüringia haben die Schlitten in Masserberg gestern das vierte Rennen hinter sich gebracht. Heute ist Ruhetag, bevor es ab Samstag in Neustadt am Rennsteig weiter geht
Masserberg. Über dem Wohnwagencamp der Trans-thüringia liegt am Donnerstagmorgen dichter Nebel. Stake-out nennen die Musher den Platz, wo sie und ihre Hunde lagern. Die wenigen Tiere, die zu früher Stunde draußen angepflockt sind, warten auf ihr Fressen. Es ist der dritte von sieben Tagen beim längsten Schlittenhunderennen Mitteleuropas. Der vierte Abschnitt steht an – 45 Kilometer.
Stefan Wagner ist die Anspannung im Gesicht anzusehen. Der Gerstunger fährt seit 30 Jahren Schlittenhunderennen, bei der Trans-thüringia war er seit der ersten Auflage von 1995 immer dabei. Der verharrschte Schnee bereitet dem erfahrenen Musher, der selbst reinrassige Huskys züchtet, Sorgen. Für die empfindlichen Hundepfoten wird das eine Herausforderung.
Wagner startet in der Rennklasse mit acht seiner zwölf Hunde, so können sich immer einige Tiere ausruhen. Seit September hat er sie für die 240 Kilometer der Tour trainiert. Wie lange er das noch macht – es sei schwer, loszulassen, sagt der 53-Jährige.
Das Wetter ist auch Thema bei der morgendlichen Musherbesprechung mit der Rennleitung. Es wird empfohlen, die Pfoten mit Überziehern zu schützen. Vor allem da, wo die Rennstrecke befahrene Straßen kreuzt, wird zu besonderer Vorsicht gemahnt. 45 Starter aus fünf Ländern sind es bei der Trans-thüringia 2017. Mitgebracht haben sie 500 Hunde. 27 Huskys und Malamuten zählt allein der Tierpark von Séverine und Stefan Fischer aus der Schweiz.
Führender im Fahrerfeld der Schlitten mit fünf bis sieben Hunden ist nach drei Rennen einmal mehr Michael Oeser aus Blankenstein. Je näher der Starttermin rückt, desto aufgeregter jaulen die Hunde des Rennsteigrunners. Vorbeugend reibt der Ostthüringer ihnen die Achseln mit einer schützenden Zinksalbe ein. Die TT dient Oeser auch als Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft im März. In Mittelschweden sind dann 300 Kilometer am Stück zu fahren.
Im Wohnwagen nebenan bereiten Gina und Gunter Hesse aus Schlossvippach ihre Huskys für den Tag vor. Vor dem Start gibt es noch einmal Trockenfutter, eingeweicht in Wasser. Zweimal 30 Liter hat Gunter Hesse am Morgen vom Sanitärtrakt geholt, die hohe Luftfeuchtigkeit mache ihm zu schaffen, gesteht der über 60-Jährige keuchend.
Gina Hesse startet in der Tourenklasse. Komplett haben die 117 Kilometer der ersten drei Rennen in diesem Feld nur sie und die Niederländerin Nicolette Bezuin-herrewijn absolviert. Für Hesse einmal mehr ein schöner Beweis, dass man auch mit Huskys aus dem Tierheim richtig gut und vorn dran sein kann.
Als die ersten Schlitten gegen 11 Uhr auf die Strecke gehen, setzt strömender Eisregen ein. Die Hunde nehmen es sportlich. Mit hechelnder Zunge bringen sie ihre Schlitten auf Fahrt.