Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Bahnhof in Oberhof schließt im Dezember
Das unweit entfernt liegende Zella-mehlis soll als Knotenpunkt ausgebaut werden. Von dort verkehren Buslinien
Oberhof. Oberhof ist zwar der Vorzeigeort im Thüringer Wald, doch ab dem 10. Dezember 2017 stoppt am Bahnhof kein Zug mehr.
Oberhof wurde komplett aus dem neuen Fahrplan von Deutscher Bahn und Südthüringenbahn gestrichen – das bestätigte Sprecherin Antje Hellmann vom zuständigen Thüringer Verkehrsministerium, das Birgit Keller (Linke) anführt. Betroffen seien sämtliche Zugverbindungen. Die Beförderungszahlen am seit 1884 betriebenen Talbahnhof, an dem derzeit zumeist noch stündlich gestoppt würde, liegen aktuell bei rund 250 täglich. Mindestens dreifach so hoch sind sie im unweit entfernten Zella-mehlis. Die Anbindung an Oberhof soll über die dortige Station künftig erfolgen. Der Bahnhof war in den vergangenen Jahren zu einem modernen Knotenpunkt für Bahn, Fern- und Regionalbus, sowie Taxi und Fahrräder gestaltet sowie umgebaut wurden. Wie Antje Hellmann informierte, solle eine umfassende Barrierefreiheit noch hinzukommen.
Von „modern“konnte beim Bahnhof in Oberhof, der fünf Kilometer vom Zentrum entfernt liegt, schon lange nicht mehr geredet werden. Der parteilose Bürgermeister Thomas Schulz beschrieb ihn sogar als niveaulos, für den man sich schämen müsste. Aber die Gemeinde sei weder Eigentümer für das Objekt, noch für das Grundstück, „die Bahn hatte anscheinend kein Interesse, zu investieren“.
Der wegfallende Halt in Oberhof bildet laut Verkehrsministerium die Voraussetzung für sinnvolle Fahrplanänderungen, „wie zum Beispiel besser erreichbare Anschlüsse, Zugkreuzungen und eine Beschleunigung der Linie“. Derweil bestätigte Thomas Schulz, dass der Bahnhof Oberhof immer wieder Grund für Beschwerden gewesen sei, weil die Zubringer-busse unpünktlich gefahren seien, bei Verspätungen nicht gewartet hätten oder die Barrierefreiheit gefehlt habe. Trotzdem kritisierten zahlreiche Bahnfahrer die Entscheidung vehement. Sie folgt dem Wunsch von Vertretern beider Städte und des Landkreises. Dass die Anbindung für Oberhof-reisende über Zella-mehlis einige Minuten länger dauert, wird nach Ansicht der Kommunalpolitiker durch das bessere Angebot am dortigen Bahnhof ausgeglichen.
Der Reisezielort Oberhof, der bisher beim Bahnfahrkartenkauf angegeben wurde, soll auch zukünftig wegen des Bekanntheitsgrades der Stadt weiter erhalten bleiben, so Antje Hellmann. Es sei geplant, den Fahrkartenautomaten an den Omnibusbahnhof zu verlegen.
Ob die Deutsche Bahn als Eigentümerin der Gleise und Bahnsteige die Oberhofer Anlage so in Ordnung hält, damit künftig wenigstens Nostalgiezüge halten können, ist offen. Insofern wartet mancher Fahrgast erst recht gespannt, wer Rüdiger Grube als neuer Bahnchef folgt