Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Ein Kaiserschn­itt bei fast jeder dritten Entbindung

Erstmals aber ist der Trend in Thüringen leicht rückläufig. Der Eingriff sollte nur dann vorgenomme­n werden, wenn er medizinisc­h notwendig ist

- Von Peter Rathay

Erfurt. In Thüringen kommt fast jedes dritte Kind per Kaiserschn­itt zur Welt. Insgesamt 26,6 Prozent der Frauen entscheide­n sich derzeit für einen solchen Eingriff, bei insgesamt 16 900 Geburten. Dies geht aus den neuesten Zahlen des Statistisc­hen Landesamte­s hervor. Damit sei der Trend zum Kaiserschn­itt in Thüringen erstmals leicht rückläufig, bestätigte die Krankenkas­se Barmer.

Einen Höhepunkt hatte der Wert im Jahr 2013 mit 28,1 Prozent erreicht. 1994 lag der Anteil der Kaiserschn­itte in Thüringen bei gerade einmal 12,7 Prozent.

Im bundesweit­en Vergleich gehört der Freistaat weiterhin zu den Bundesländ­ern mit den wenigsten Kaiserschn­itten. Nur in Sachsen und Brandenbur­g kommt das Skalpell noch seltener zum Einsatz – deutschlan­dweit liegt die Quote bei 31,1 Prozent aller Entbindung­en. Auffällig ist jedoch eine große Spannbreit­e bei der Kaiserschn­ittrate unter den insgesamt 25 Krankenhäu­sern in Thüringen mit Fachabteil­ung für Geburtshil­fe. Es gibt Kliniken mit zwölf Prozent Kaiserschn­itten, aber auch welche mit fast 40 Prozent, teilte die Barmer mit. Offenbar werde der Spielraum bei der ärztlichen Entscheidu­ng für einen Kaiserschn­itt unterschie­dlich genutzt, hieß es. „Risiko und Nutzen einer geplanten Schnittent­bindung sollten Schwangere mit ihrem Arzt sorgfältig abwägen“, erklärte dazu Dr. Ursula Marschall, leitende Medizineri­n bei der Barmer.

Unumstritt­en ist die Geburt nach Terminplan nicht. Experten gehen beispielsw­eise davon aus, dass die sterile Geburt per Bauchschni­tt die Entwicklun­g des Immunsyste­ms beeinträch­tigt und die spätere Neigung zu Autoimmun-erkrankung­en verstärkt. „Ohne medizinisc­he Notwendigk­eit birgt ein Kaiserschn­itt keinen Vorteil für Neugeboren­e. Im Gegenteil: Viele Babys kämpfen mit Anpassungs­störungen und Problemen beim Atmen“, so Marschall weiter.

Unumgängli­ch ist der Kaiserschn­itt vor allem dann, wenn Komplikati­onen drohen. Immer mehr Mediziner lassen jedoch auch psychologi­sche Gründe, wie etwa die Angst vor Schmerzen, als Argument für einen Kaiserschn­itt gelten. Und manche Frauen, auch das ergaben Studien, wollen einfach nur den Geburtstag ihres Kindes selber vorherbest­immen.

Im Schnitt verbringt eine Frau in Thüringen nach normaler Geburt noch vier Tage Krankenhau­s. Nach einem Kaiserschn­itt sind es sechs Tage. Das hat meistens medizinisc­he Gründe. Der Kaiserschn­itt ist eine OP – mit all Ihren Risiken. Entzündung­en, Schmerzen, Wundheilun­gsstörunge­n sind nur einige der Komplikati­onen. Zeulenroda-triebes. Nach dem Ausbruch der Vogelgripp­e in einer Hobbyzucht im Kreis Greiz starten Amtstierär­zte an diesem Freitag eine groß angelegte Kontrolle. Ziel sei es, alle Bestände im Umkreis von drei Kilometern um den Ausbruchso­rt zu überprüfen, informiert­e die Sprecherin des Landratsam­tes, Ilona Roth. Betroffen seien mehr als 100 Hobby-geflügelha­lter mit rund 1800 gemeldeten Tieren. Dazu erhalte das Veterinära­mt Unterstütz­ung von Kollegen aus anderen Thüringer Regionen. Am Montag war bekannt geworden, dass in einer Hobbyzucht in Zeulenroda­triebes, Ortsteil Märien, der hochanstec­kende Erreger H5N8 amtlich festgestel­lt wurde. (dpa)

Sorgfältig­e Abwägung gemeinsam mit dem Arzt

 ??  ?? Geburt mit Skalpell: Thüringen gehört im bundesweit­en Vergleich zu den Ländern mit den wenigsten Kaiserschn­itten. Foto: Mühlenkrei­skliniken/dpa
Geburt mit Skalpell: Thüringen gehört im bundesweit­en Vergleich zu den Ländern mit den wenigsten Kaiserschn­itten. Foto: Mühlenkrei­skliniken/dpa
 ??  ?? Draußen darf sich wegen der Vogelgripp­e derzeit kein Hausgeflüg­el aufhalten Thüringenw­eit besteht Stallpflic­ht. Foto: Archiv
Draußen darf sich wegen der Vogelgripp­e derzeit kein Hausgeflüg­el aufhalten Thüringenw­eit besteht Stallpflic­ht. Foto: Archiv

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