Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Binnennachfrage füllt Auftragsbücher der Firmen
Thüringer Industrie und Baubranche kräftig im Aufwind. Ifo-forscher Ragnitz erwartet weiteren Beschäftigungsaufbau
Erfurt. Thüringens Wirtschaft ist optimistisch in das Jahr gestartet. Eine Umfrage unter 800 Unternehmen habe das beste Ergebnis seit sechs Jahren hervorgebracht, sagte der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Erfurt, Gerald Grusser, gestern.
Der Konjunkturexpress nehme Fahrt auf, so Grusser. Vor allem die Inlandsnachfrage sorge für Optimismus in den Chefetagen der Unternehmen. Allen Unsicherheiten zum Trotz zeige sich auch der Export stabil.
„Die Auftragsbücher der Firmen sind gut gefüllt, vier von fünf Unternehmen arbeiten mit Gewinn oder zumindest kostendecken“, sagte Grusser. Er rechne damit, dass die Arbeitslosigkeit in Thüringen im Jahresdurchschnitt von 6,7 Prozent im Vorjahr auf 6,2 Prozent sinke.
Einen „stabilen Aufschwung“sagt der Konjunkturexperte des ifo-instituts, Joachim Ragnitz, der ostdeutschen Wirtschaft voraus. „Die Dynamik ist ungebrochen, ich rechne mit einem Zuwachs des Bruttoinlandproduktes von 1,3 Prozent in diesem Jahr“, so Ragnitz.
Dabei lägen Sachsen-anhalt und Mecklenburg-vorpommern meist etwas unter dem Durchschnitt. Berlin und Brandenburg auf diesem Level und Sachsen und Thüringen darüber.
Auch Ragnitz rechnet trotz aller Unsicherheiten durch Brexit und die Politik der neuen Us-regierung mit einem weiteren Beschäftigungsaufbau.
Er hege Zweifel daran, dass es zu Strafzöllen auf deutsche Produkte in den USA kommt. „Die schneiden sich doch ins eigene Fleisch“, verwies Ragnitz auf optoelektronische Bauteile, die die Us-firmen benötigten.
Eine größere Gefahr gehe für die Thüringer Exporteure von einer Aufwertung des Euro zum Dollar aus, so Ragnitz. Hier müsse man das Agieren der Notenbank in den USA abwarten. San Francisco. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee bot gestern fünf Startups aus dem Freistaat die Möglichkeit, sich im Rahmen seiner Amerika-reise Investoren im Silicon Valley vorzustellen. „Unsere Reise bietet den Thüringer Start-ups eine Plattform, um Kontakte zu knüpfen. Das ist gerade für junge Unternehmen wichtig, die zwar gute Ideen, aber noch nicht die notwendigen Netzwerke haben“, hieß es von Tiefensee.
Die fünf Thüringer Start-ups Crowdarchitects, Ilmsens, mi2factory, mvolution und Jenetric stellten ihre Lösungen vor potenziellen Kapitalgebern vor und erhielten Hinweise dazu, wie sie ihr Business-modell verbessern können. Nach den Gesprächen mit der German American Business Association Kalifornien (GABA), die kalifornische mit deutschen Firmen in Verbindung bringt, seien bereits Kontakte zu potenziellen Partnern geknüpft worden, hieß es vom Ministerium. Mit neun Prozent Anteil von innovativen Start-ups an allen Existenzgründungen liege Thüringen über dem Bundesdurchschnitt von sechs Prozent.