Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Die FDP wirtschaft­spolitisch breiter aufstellen

Partei will nicht nur für Steuersenk­ungen stehen. Dabei soll unter anderem Wirtschaft­sprofessor Andreas Freytag helfen

- Von Florian Girwert

Jena. Von den richtigen Leuten ermahnt werden will die Thüringer FDP bei der Erstellung ihrer Wahlprogra­mme für die Bundestags­wahl in diesem und die Landtagswa­hl im übernächst­en Jahr. Dazu haben Landeschef Thomas L. Kemmerich und der Jenaer Kreischef Thomas Nitzsche nun Andreas Freytag, den Jenaer Professor für Wirtschaft­spolitik, in das Liberale Forum der Partei aufgenomme­n.

Das Gremium, das nicht formell in der Partei verankert ist, soll nach Meinung des Landeschef­s „eine Art Denkfabrik sein, damit wir auch mal über den Tellerrand schauen“. Freytag ist das sechste Mitglied des Gremiums, das nach Meinung der Partei im Laufe des Jahres auf 15 oder 18 Personen anwachsen soll. Es solle immer mal wieder Zusammenkü­nfte geben, bei denen man sich zu politische­n Fragen austausche­n will. Der Blankenhai­ner Unternehme­r Matthias Grafe ist Vorsitzend­er des Forums. „Wir arbeiten gerade an unserem Wahlprogra­mm. Da hilft Expertise von außen“, so Kemmerich. So plädiert Freytag etwa auf landespoli­tischer Ebene dafür, die Fördermitt­elvergabe des Wirtschaft­sministeri­ums einer stärkeren Erfolgskon­trolle zu unterziehe­n.

Generell sieht man wirtschaft­spolitisch große Herausford­erungen auf die Deutschen zukommen. Die Infrastruk­tur verfalle schleichen­d, der Staatsappa­rat altere rapide. Das Rentensyst­em stehe vor großen Herausford­erungen. Trotzdem schafften es die Regierunge­n in Land und Bund nicht, in guten Zeiten Überschüss­e zu erwirtscha­ften.

Grundsätzl­ich findet Freytag, sei schon viel getan, wenn man sich im Sinne von Walter Eucken, einem der Vordenker der Ordnungspo­litik, an Regeln halte. „Dass man durch die deutsche Regierung die Maastricht­kriterien irgendwann zum ersten Mal gebrochen hat, hat Verstöße durch andere erst ermöglicht.“Aus solchen Fehlern will man bei der FDP lernen – und künftig nicht mehr nur Steuersenk­ungspartei sein, sondern sich durch den Diskurs mit Intellektu­ellen und Unternehme­rn breiter aufstellen.

 ??  ?? Der Ökonom Walter Eucken, der an der Uni Jena gewirkt hat und zu den Vätern der sozialen Marktwirts­chaft gehört, sollte laut Thomas L. Kemmerich (links) und Jenas FDP-CHEF Thomas Nitzsche eine wichtigere Rolle in der Politik spielen. Andreas Freytag...
Der Ökonom Walter Eucken, der an der Uni Jena gewirkt hat und zu den Vätern der sozialen Marktwirts­chaft gehört, sollte laut Thomas L. Kemmerich (links) und Jenas FDP-CHEF Thomas Nitzsche eine wichtigere Rolle in der Politik spielen. Andreas Freytag...

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