Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Fremdwörter in Tannbach
Karsten Jauch
Die Us-amerikanische Zeitschrift „Variety“, das Fachblatt der Filmbranche und der Unterhaltungsindustrie, hat den Schauspieler Jonas Nay zu einem der „10 Europeans to watch“gekürt – Europäer, die man im Auge behalten sollte. Angeblich steht diesen Europäern in diesem Jahr der große Durchbruch bevor. Das klingt aus amerikanischer Sicht vielversprechend.
Zunächst aber steht Jona Nay wieder vor der Kamera. Auf einem Industriegelände in Prag wird in diesen Tagen die Fortsetzung der Serie „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“gedreht. Das ist die verfilmte Geschichte des thüringischbayerischen Ortes Mödlareuth, der wie Berlin durch eine Mauer getrennt war. Das ZDF hatte mit dem Dreiteiler 2015 einen Quotenhit landen können. Nun entsteht die Fortsetzung – und führt in das Jahr 1962, also unmittelbar nach dem Mauerbau. Ob man damit in den USA wirklich punkten kann, steht auf einem anderen Blatt. Jonas Nay jedenfalls, der den Neubauern Friedrich Erler spielt, ist zum Funktionär aufgestiegen. Entsprechend ist die Kulisse gestaltet: Ein Hinweisschild zur LPG, ein Porträt des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht.
An Abkürzungen wie LPG habe er sich erst gewöhnen müssen. „Das ist für mich natürlich ein komplettes Fremdwörtervokabular gewesen“, räumte der 1990 geborene Lübecker jüngst in einem Gespräch mit dpa ein.
Vollkommenes Neuland dürfte der Ostjargon für den Schauspieler allerdings nicht sein. Denn in der Rtl-serie „Deutschland ’83“hatte sich Jonas Nay als Kundschafter für den Frieden bei der Bundeswehr einschleusen lassen. Was er beim „Tannbach“-dreh gelernt, das kann er als Stasi-spion gleich wieder nutzen. Für dieses Jahr sind auch Dreharbeiten für die Serie „Deutschland ’86“geplant. Von der LPG ins NSW.