Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Gaucks Vermächtnis
Ein gutes Verhältnis zu Russland ist von großer Bedeutung
Bundespräsident Gauck sieht die liberale Demokratie unter Beschuss, vermeidet jedoch konkrete Hinweise dazu. Dazu bieten sich unter anderen die mit der ungesteuerten Globalisierung verbundenen Aktivitäten der multinationalen Konzerne mit ihren Wirkungen auf die soziale Balance in deren Einflussgebieten. Oder der demokratiefeindliche Lobbyismus im Gesundheits- oder Bauwesen.
Gauck regt an, heftig, aber respektvoll, zu streiten. Mit der Frage, Deutschland müsse mehr Verantwortung in der Welt übernehmen, notfalls auch militärisch, gibt er dazu einen Anstoß. Niemand wird widersprechen, wenn Deutschland sich diplomatisch an Friedensmissionen beteiligt. Kann man mehr leisten, ist das auch okay. Woraus eine wachsende militärische Verantwortung resultieren soll, widerspricht früheren Äußerungen Gaucks. Trotz bestehender Spannungen ist Deutschland von niemandem bedroht.
Deutschland nimmt innerhalb der Nato eindeutig eine Sonderstellung im Verhältnis zu Russland ein. Daran ändern auch Bündnispflichten nichts, was gleichfalls historisch belegbar ist. In diesem Forum wurde mehrfach auf die Notwendigkeit verwiesen, Konflikte mit diesem Giganten absolut auszuschließen, da man von Anfang an chancenlos wäre. Deshalb ist die Erwähnung „notfalls militärisch“völlig unangebracht.
Meinert Barthel, Weißenborn