Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Geduld und Demut
Axel Eger
Ein letztes Hurra. Und dann ist er fort. Der Handball-bundestrainer, der den deutschen Männern neues, wundersames Leben einhauchte, gibt heute in Leipzig beim All-star-game seinen Ausstand. Sayonara, Dagur Sigurdsson!
Irgendwie ging zuletzt alles, von der Nachfolgeregelung einmal abgesehen, doch schneller, geräuschloser, emotionsfreier, tränenärmer über die Bühne als erwartet. Die auf viele Weise missglückte Weltmeisterschaft, für Deutschland war sie es sowohl sportlich als auch medial, trägt daran unzweifelhaft Anteil. Sie war nicht nur gefühlt ein kleiner Rückschlag für den Handball im Lande, der urplötzlich wieder wie in ein Vakuum gefallen schien.
Dabei war ja klar: So einfach und schwerelos wie vor Jahresfrist, als eine Schar von Unbekümmerten erst Em-gold und dann noch Olympia-bronze gewann, konnte es kaum weitergehen. Dafür ist die Leistungsdichte in der Weltspitze zu groß.
Wer große Ziele anpeilt, muss sich mit Geduld und Demut weiterentwickeln. Wenn die junge deutsche Mannschaft diese simple Einsicht mit der vom Isländer vermittelten Inspiration paart, muss ihr um die Zukunft nicht bange sein. Und: Es wird für das Unternehmen namens deutscher Handball unfreiwillig ja sogar ein bisschen einfacher. Denn Sigurdsson hinterlässt seinem Nachfolger nicht den größtmöglichen aller Rucksäcke: den des Weltmeisters.