Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
„Mister Zuverlässig“Martin Otte: Besser durch die neue Konkurrenz
Im Verbund mit Erik Reukauf ist der 28-Jährige, der am Dienstag Geburtstag hatte, ein Grund für die gute Saison der Drachen
Erfurt. Zuverlässigkeit. Das ist es, worauf es bei einem Torhüter ankommt. Und Martin Otte ist genau das: immer da, wenn er im Tor der Black Dragons gebraucht wird. Trotz eines 40Stunden-jobs als Elektroniker bei der Bundeswehr. Trotz einer Freundin und zweier Kinder, die er durch das viele Training und die zwei Spiele jedes Wochenende nicht sehr oft sieht. Trotz der Tatsache, dass er als klare Nummer zwei die meisten Spiele mit dem Basecap auf dem Kopf hinter der Bande beobachten muss.
Sein Trainer Thomas Belitz schätz und honoriert das. Als Ottes Konkurrent Erik Reukauf Rückenprobleme hatte, durfte die Nummer zwei ein paar Spiele am Stück absolvieren. Er machte das so gut, dass Belitz ihn auch auf dem Eis ließ, als Profi Reukauf wieder fit war. „Es ist ein gutes Gefühl, ein so starkes Torhüterduo wie Erik und Martin zu haben“, sagt der Coach – und wird ob seiner kaum noch spielenden Nummer drei Stephan Löffelholz nachdenklich: „Natürlich tut es mir leid für ‚Löffel‘, dass er diese Saison nicht zum Zuge kommt. Das ist hart für mich als Trainer.“
Die Rollen sind klar verteilt: Neuzugang Reukauf hat sich mit starken Leistungen den Status als Nummer eins verdient und bisher 27 Spiele absolviert. Otte, der neunmal ran durfte, steht ihm jedoch in nichts nach und hat mit 93 Prozent abgewehrten Schüssen und weniger Gegentoren pro Spiel sogar die etwas bessere Quote aufzuweisen. Löffelholz stand bislang nur 20 Minuten auf dem Eis.
Der 28-Jährige Otte, der am Dienstag mit den Teamkollegen seinen Geburtstag mit einem kleinen Grillfest nach dem Training feierte, sprach mit unserer Zeitung über die Konkurrenzsituation, Tipps unter Kollegen, seine ruhige Art und die Hoffnung auf ein Playoffspiel zwischen den Pfosten.
Herr Otte, Sie waren in den letzten Jahren meistens die Nummer eins bei den Black Dragons. Das hat sich mit der Verpflichtung von Erik Reukauf in dieser Saison geändert. Schwierig für Sie? Es war eigentlich eher eine Motivation. Ich habe beim Sommertraining noch mehr investiert, wollte meinen Platz in der Hierarchie nicht kampflos räumen. Aber natürlich hat Erik als Profi den Vorteil, dass er den ganzen Tag trainieren kann, während ich noch einen Job habe.
In der Statistik haben Sie sogar leicht die Nase vorn. Sind Sie zufrieden mit Ihren Leistungen und Einsatzzeiten? Mit meinen Leistungen bin ich zufrieden, da habe ich mich im Vergleich zum Vorjahr gesteigert und meine Chance genutzt, wenn sie mir der Trainer gegeben hat. Ich hätte gern noch ein paar Spiele mehr gemacht, bin aber trotzdem froh, dass Thomas Belitz meine Leistungen mit Spielzeit honoriert.
Dennoch ist beim Eishockey die Rolle des Ersatztorwarts undankbar. Sie wissen, dass Sie unter normalen Umständen nur zuschauen, und nehmen dennoch stundenlange Auswärtsfahrten auf sich – trotz Beruf und Familie. Klar ist das nicht immer einfach. Auch in der Woche sehe ich meine Kinder nicht oft, da ich nach der Arbeit nur kurz zuhause bin und dann gleich wieder zum Training muss. Aber die Stimmung im Team ist super, da macht es trotzdem Spaß dabei zu sein und die Mannschaft zu unterstützen. Und umso mehr gebe ich im Training Gas, um mir meine Chance immer wieder zu verdienen.
Also noch keinen Gedanken ans Aufhören verschwendet? Nein, wenn der Verein das noch will, wäre ich gern weiter dabei. Meine Freundin unterstützt mich da vollkommen – und ich kümmere mich dafür eben im Sommer ein bisschen mehr um die Kinder (lacht).
Stichwort Teamgeist: Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Konkurrenten Erik Reukauf? Wir verstehen uns gut. In der Kabine flachsen wir auch ab und an, beim Spiel motiviert derjenige, der nicht spielt, den anderen. Hin und wieder geben wir uns auch gegenseitig Tipps. Wir sind eben Teamsportler.
Wo sehen Sie Ihrer beider Stärken und Schwächen? Erik hat ein super Stellungsspiel, spielt gut mit und gibt viele Kommandos. Ich bin eher der Ruhige und versuche diese Ruhe auch auf meine Teamkollegen auszustrahlen, wenn ich im Tor stehe.
Das große Ziel sind die Preplayoffs, wo es fast sicher gegen Leipzig oder Halle gehen würde. Ein besonderer Ansporn, da als Ur-erfurter zwischen den Pfosten zu stehen? Um uns zu qualifizieren, müssen wir in jedem Spiel hundert Prozent geben. Dann entscheidet die Tages- und Trainingsform und letztlich der Trainer, wer von uns spielt. Aber es wäre definitiv eine tolle Sache für mich, da auf dem Eis zu stehen.
Heute, Uhr: Braunlage – Black Dragons. Sonntag, Uhr, Kartoffelhalle: Black Dragons – Timmendorf.