Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Vorteil Macron
Peter Heusch über die Wahl in Frankreich
In Frankreich ist eine für ganz Europa wichtige Vorentscheidung im Ringen um den Élyséepalast gefallen. Der unabhängige Proeuropäer Emmanuel Macron hat trotz seiner Jugend den Sprung in das Stichwahlduell am 7. Mai geschafft. Dass er in zwei Wochen den Sack zumachen und seine ebenfalls qualifizierte Konkurrentin Marine Le Pen schlagen kann, ist weniger eine optimistische Hypothese denn eine Beinahe-gewissheit.
Rechtsextreme Populistin kontra sendungsbewussten Sonnyboy – diesem Match wohnt weniger Spannung inne, als es die Ergebnisse der ersten Wahlrunde suggerieren. Zwar trennten die beiden Kontrahenten laut Hochrechnungen nur wenige Prozentpunkte. Doch Macron hat ungleich bessere Chancen als Le Pen, in 14 Tagen jene Wähler auf seine Seite zu ziehen, die für einen der nun aussortierten neun übrigen Kandidaten gestimmt haben.
Das hat damit zu tun, dass die Rechtsextremistin ein rotes Tuch ist für die Linkswähler. Aber es liegt auch daran, dass Macron eine Erneuerung an der Staatsspitze verspricht, die viele Bürger herbeisehnen.
Allerdings geht es in der Endrunde auch um das Selbstverständnis der Franzosen. Darum, ob sie sich lieber verängstigt in einem gallischen Wehrdorf verschanzen wollen, in welches Le Pen das ganze Land verwandeln möchte. Oder ob sie sich an jenem Selbstbewusstsein orientieren, das Macron die Globalisierung als eine zu meisternde Herausforderung, ja als eine Chance ansehen lässt.