Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Schmücke-bürgermeister wollen Landgemeinde beantragen
Gespräch im Innenministerium stimmt wenig optimistisch. An Zerschlagung des Grundzentrums mag niemand denken
Heldrungen. Ohne bahnbrechende neue Erkenntnisse standen die Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft „An der Schmücke“(Kyffhäuserkreis) um den Verwaltungsvorsitzenden Wolfram Nöthlich vom Tisch in der Landeshauptstadt auf, an sie dem zwei Stunden lang mit Mitarbeitern des Innenministeriums über die Gemeindegebietsreform gesprochen hatten. Wieder mal. Doch die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, wohl kaum einer, der was anderes erwartet hätte.
„Wir konnten mit nichts Neuem rausgehen. Außer, dass man in Erfurt auf die Einwohnerzahl pocht“, fasst Vg-chef Nöthlich das Gesprächsergebnis zusammen. Und da steht – unverrückbar – die 6000 für die Gemeindezusammenschlüsse. Von dieser werden die Mitgliedsgemeinden der Schmücke-vg, die sich im Zuge der anstehenden Gebietsreform zu einer Landgemeinde zusammenschließen wollen, im Jahr 2035 laut Prognose des Landes meilenweit entfernt sein. Derzeit liegt die Einwohnerzahl aller acht Mitgliedsgemeinden Heldrungen, Oldisleben, Oberheldrungen, Hemleben, Hauteroda, Etzleben, Gorsleben und Bretleben bei etwas über 7000. Im Jahr 2035 werden es voraussichtlich noch 5730 sein. Ohne Bretleben, das aus dem Verbund ausscheren will und bereits den Gang nach Artern beschlossen hat, wären es 5374, ohne Etzleben, das nach Kölleda blickt, noch mal 185 weniger. Andererseits, zeigt sich Nöthlich einsichtig, könne man von Ministeriumsmitarbeitern nicht erwarten, dass sie Zusagen jenseits der Festlegungen im Vorschaltgesetz machen. Nicht mal unter dem Verweis der Bürgermeister in der Gesprächsrunde, dass die Landesregierung mit ihren jüngsten Zugeständnissen an Gera und Weimar als kreisfreie Städte ihre eigenen Vorgaben von 100 000 Einwohnern selbst unterlaufe und damit das ganze Gesetz quasi ad absurdem führe. „Das wollte in Erfurt aber niemand hören“, so Nöthlich.
Dafür fallen die Reaktionen in den Schmücke-gemeinden um so heftiger aus: „So lange die sich nicht an ihre eigenen Gesetze halten, äußere ich mich auch nicht mehr dazu!“, schimpfte Oldislebens Bürgermeister Joachim Pötzschke (pl) auf die Frage, wie es nun weitergehe mit dem funktionsteiligen Grundzentrum. „Ich bin satt, wenn ich das alles höre, alles sinnlos!“
In Hauteroda war noch am selben Abend der Gemeinderat zusammengetreten und hatte wie bereits Oldisleben beschlossen, sich dem Antrag auf eine Landgemeinde anzuschließen. „Das hätten wir doch nicht gemacht, wenn wir die Hoffnung nicht hätten“, sagt Bürgermeister Norbert Eichholz (pl), der mit in Erfurt war. Ein Zusammengehen mit Artern – die Alternative zur gemeinsamen Landgemeinde – kommt für das Gros der Bürgermeister nicht in Frage. Jedenfalls nicht freiwillig.
„Wir werden auf jeden Fall den Antrag stellen, auch wenn wir untermaßig sind“, so Vgchef Nöthlich. Selbst mit der Aussicht, dass am Ende alle Anstrengungen umsonst waren und das Land die Schmücke-gemeinden mit Artern zwangsvereinigt und die Hochzeitsprämie verloren geht.
„Wir sind überschaubar. Wir waren erfolgreich als VG, wir haben viel investiert und in den letzten Jahren eine gute Infrastruktur geschaffen – das kann man doch nicht einfach aufgeben und kaputt machen!“, schüttelt Eichholz den Kopf.