Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

„Ein herber Verlust“

Weggang der Koch-Olympiade nach Stuttgart stimmt Beteiligte traurig und nährt Spekulatio­nen

- Von Frank Karmeyer

Erfurt. Diese Küchenschl­acht ist verloren: Erfurt ist im Jahr 2020 nicht mehr Austragung­sort der Olympiade der Köche. Die Nachricht, dass der Verband der Köche die Nationalte­ams künftig an Stuttgarte­r Kochtöpfen um Medaillen kämpfen lassen will, hatte dieser am Dienstag serviert. Ein herber Verlust für die Stadt, sind sich die Beteiligte­n in Erfurt einig. Mit einem bitteren Beigeschma­ck und überrasche­nder Note ist dieser Abgang allemal: Hatten doch Vorstände, Organisato­ren und Teilnehmer stets die große Gastfreund­lichkeit der thüringisc­hen Landeshaup­tstadt und die perfekten Wettbewerb­sbedingung­en gepriesen. Der Weggang des weltweit größten Kochwettst­reits schmerzt , sagt Carmen Hildebrand, Tourismus-Chefin in Erfurt und damit verantwort­lich für die Rahmenbedi­ngungen des Wettbewerb­s. „Das lässt sich nicht schönreden“, sagte sie gestern. Der Verlust für Erfurt sei groß: Nicht nur, weil zur Olympiade die Hotelbette­n in Erfurt stets gut ausgelaste­t gewesen seien. Der größere Verlust sei ein ideeller: „Die Olympiade bot uns eine Chance, den Ruf von Erfurt internatio­nal in die Welt zu tragen.“Was aber hat den Ausschlag gegeben, den viel gepriesene­n Ort des Gourmet-Gipfels gegen Stuttgart zu tauschen? Das Messegelän­de dort läge außerhalb der Stadt, auf den Wegen dorthin fließe der Verkehr meist zäh. So wird schon geunkt, dass die Teams mehr im Stau als am Kochtopf stehen werden... Immer mal wieder sei die fehlende internatio­nale Anbindung des Flughafens gegen den Austragung­sort Erfurt ins Feld geführt worden, weiß Carmen Hildebrand­t. „Wir haben Bustransfe­rs organisier­t, der Mehraufwan­d war sicher vertretbar“, sagt die TourismusC­hefin. Einmal in Erfurt angekommen, punktete die Stadt stets als ein Ort der kurzen Wege. In die Verhandlun­gen zwischen Messe/Wirtschaft­sministeri­um mit dem Verband der Köche sei sie nicht einbezogen, erklärt Carmen Hildebrand­t.

Auch Dirk Ellinger, Geschäftsf­ührer des Thüringer Hotelund Gaststätte­nverbandes Dehoga, kann den Ortswechse­l nicht verstehen: „Alles war doch super eingespiel­t hier. Die internatio­nalen Gäste haben auch unsere Kollegen in den Hotelküche­n inspiriert und motiviert. Der Weggang stimmt daher traurig. Aus unserer Sicht ist alles getan worden, um die Olympiade in Erfurt zu halten. Aber von allen Beteiligte­n?

Das Wirtschaft­sministeri­um hatte in den Jahren 2004, 2008 und 2012 jeweils eine Förderung für überregion­ales Marketing für die Veranstalt­ung übrig. 2016 bereits nicht mehr, was als einer Hauptgründ­e für den Verband der Köche gehandelt wird, sich nach anderen Partnern umzusehen. Mit Erfolg: Nun wird die Erfurter Messe auf der Liste der deutschen internatio­nalen Messestand­orte gestrichen.

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