Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
„Ein herber Verlust“
Weggang der Koch-Olympiade nach Stuttgart stimmt Beteiligte traurig und nährt Spekulationen
Erfurt. Diese Küchenschlacht ist verloren: Erfurt ist im Jahr 2020 nicht mehr Austragungsort der Olympiade der Köche. Die Nachricht, dass der Verband der Köche die Nationalteams künftig an Stuttgarter Kochtöpfen um Medaillen kämpfen lassen will, hatte dieser am Dienstag serviert. Ein herber Verlust für die Stadt, sind sich die Beteiligten in Erfurt einig. Mit einem bitteren Beigeschmack und überraschender Note ist dieser Abgang allemal: Hatten doch Vorstände, Organisatoren und Teilnehmer stets die große Gastfreundlichkeit der thüringischen Landeshauptstadt und die perfekten Wettbewerbsbedingungen gepriesen. Der Weggang des weltweit größten Kochwettstreits schmerzt , sagt Carmen Hildebrand, Tourismus-Chefin in Erfurt und damit verantwortlich für die Rahmenbedingungen des Wettbewerbs. „Das lässt sich nicht schönreden“, sagte sie gestern. Der Verlust für Erfurt sei groß: Nicht nur, weil zur Olympiade die Hotelbetten in Erfurt stets gut ausgelastet gewesen seien. Der größere Verlust sei ein ideeller: „Die Olympiade bot uns eine Chance, den Ruf von Erfurt international in die Welt zu tragen.“Was aber hat den Ausschlag gegeben, den viel gepriesenen Ort des Gourmet-Gipfels gegen Stuttgart zu tauschen? Das Messegelände dort läge außerhalb der Stadt, auf den Wegen dorthin fließe der Verkehr meist zäh. So wird schon geunkt, dass die Teams mehr im Stau als am Kochtopf stehen werden... Immer mal wieder sei die fehlende internationale Anbindung des Flughafens gegen den Austragungsort Erfurt ins Feld geführt worden, weiß Carmen Hildebrandt. „Wir haben Bustransfers organisiert, der Mehraufwand war sicher vertretbar“, sagt die TourismusChefin. Einmal in Erfurt angekommen, punktete die Stadt stets als ein Ort der kurzen Wege. In die Verhandlungen zwischen Messe/Wirtschaftsministerium mit dem Verband der Köche sei sie nicht einbezogen, erklärt Carmen Hildebrandt.
Auch Dirk Ellinger, Geschäftsführer des Thüringer Hotelund Gaststättenverbandes Dehoga, kann den Ortswechsel nicht verstehen: „Alles war doch super eingespielt hier. Die internationalen Gäste haben auch unsere Kollegen in den Hotelküchen inspiriert und motiviert. Der Weggang stimmt daher traurig. Aus unserer Sicht ist alles getan worden, um die Olympiade in Erfurt zu halten. Aber von allen Beteiligten?
Das Wirtschaftsministerium hatte in den Jahren 2004, 2008 und 2012 jeweils eine Förderung für überregionales Marketing für die Veranstaltung übrig. 2016 bereits nicht mehr, was als einer Hauptgründe für den Verband der Köche gehandelt wird, sich nach anderen Partnern umzusehen. Mit Erfolg: Nun wird die Erfurter Messe auf der Liste der deutschen internationalen Messestandorte gestrichen.