Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Trampoline – gesund und gefährlich

Schutzrech­te im Urlaub Springen stärkt Muskulatur und Koordinati­on. Doch die Zahl der Unfälle steigt. Eltern sollte klare Regeln formuliere­n

- Von Peter Wenig

Heidelberg. Arbeitgebe­r können ihren Angestellt­en nicht vorschreib­en, dass sie im Urlaub E-Mails lesen oder ans Handy gehen müssen. „Als regulärer Arbeitnehm­er muss ich im Urlaub nicht erreichbar sein“, sagt Michael Eckert, Fachanwalt für Arbeitsrec­ht aus Heidelberg. Negative Konsequenz­en müsse niemand befürchten. Denn für den Urlaub von Arbeitnehm­ern gelten Schutzrech­te. Die greifen sogar im Notfall, sagt Michael Eckert: So könne der Chef Arbeitnehm­er zwar versuchen zu kontaktier­en – etwa, wenn der ein wichtiges Passwort für den Server hat. „Aber auch dann gibt es keine Pflicht zur ständigen Erreichbar­keit, das ist rein freiwillig.“(dpa) Hamburg. Nur ein paar Minuten durfte Elli (3) mit ihrem Bruder und dessen Freund (beide 6) auf das Gartentram­polin. Nicht wild, nur ein bisschen hüpfen. Doch plötzlich weinte sie: „Mama, mein Bein tut so weh.“Als sie auch am Tag darauf nicht auftreten konnte, fuhren die Eltern mit ihr ins Krankenhau­s. Diagnose: Bruch des Wadenbeins.

Kein Einzelfall. Laut einer Studie der Deutschen Gesellscha­ft für Orthopädie und Unfallchir­urgie (DGOU) hat sich die Zahl der Trampolinu­nfälle bei Kindern seit etwa 15 Jahren mehr als verdreifac­ht. Rund 28 Prozent der Verletzung­en infolge eines Trampolinu­nfalls sind schwer. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) zählt das Trampolins­pringen bei den Ein- bis Sechsjähri­gen zu den häufigsten Ursachen bei Unfällen mit Sportoder Freizeitge­räten.

Brüche bleiben oft über mehrere Tage unerkannt

Mediziner sprechen inzwischen von Trampolin-Brüchen. „Wir sehen in der Notaufnahm­e viele derartige Verletzung­en“, sagt Oberarzt Dr. Jakob Nüchtern vom Universitä­tsklinikum Hamburg-Eppendorf. Besonders häufig seien Sprunggele­nke, Handgelenk­e und Wirbelkörp­er betroffen. Und es sind nicht nur Kinder, die in die Notaufnahm­e kommen. „Wir müssen auch vielfach junge Erwachsene behandeln, die sich überschätz­en“, sagt Nüchtern.

Besonders tückisch: Kleine Kinder können den Schmerz oft nicht präzise lokalisier­en. Daher bleiben selbst Brüche oft über mehrere Tage unerkannt. Nüchtern empfiehlt, dass man unbedingt einen Arzt aufsuchen sollte, wenn das Kind auch ein paar Tage nach dem Springen nicht richtig auftreten kann oder über Schmerzen klagt: „Falls das Kind aus großer Höhe stürzt, etwa auf den Rand oder auf den Boden, sollte man im Zweifel den Rettungsdi­enst alarmieren oder eine Notaufnahm­e aufsuchen“, sagt Nüchtern.

Auch in anderen Kliniken sind die Folgen des Booms der Gartentram­poline – im Sommer angefacht durch Sonderange­bote von Discounter­n und Baumärkten – zu beobachten. Behandelt werden dort nicht nur Frakturen, Verstauchu­ngen, Prellungen und Gehirnersc­hütterunge­n. Prof. Karl-Heinz Frosch, Chef des Chirurgisc­hTraumatol­ogischen Zentrums der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg diagnostiz­iert mit seinem Team in der KinderKnie­sprechstun­de zunehmend Verletzung­en, die durch Überlastun­g entstehen, etwa Ermüdungsb­rüche oder Knorpelsch­äden. Eine Operation ist oft unumgängli­ch, etwa wenn sich ein Knorpeltei­l gelöst hat.

„Viele Eltern unterschät­zen, welche Kräfte beim Trampolins­pringen gerade auf die Kniegelenk­e wirken“, sagt Frosch. Besonders gefährlich sei es, wenn zwei oder gar drei Kinder gleichzeit­ig auf dem Gerät hüpften. Der Grund: Die Spannung des Trampolint­uchs passt sich immer der schwereren Person an. Landet das leichtere Kind genau in dem Moment, in dem das größere Kind wieder abspringt, entsteht eine Art Katapultef­fekt. Die Kräfte sind so enorm.

Frosch empfiehlt, dass die Kinder nicht zu lange springen sollten, Überlastun­g steigere die Verletzung­sgefahr. Viel besser sei es, wenn die Kinder regelmäßig, aber nicht exzessiv springen würden. Wer die wichtigste­n Regeln beachte (siehe Checkliste), tue seinem Körper mit Trampolins­pringen aber etwas Gutes: „Das ist allemal besser als stundenlan­ges Sitzen vor dem Fernseher oder Computer“, so Frosch. Das Hüpfen stärke die Muskulatur, steigere die Kondition und verbessere Konzentrat­ion und Koordinati­on.

„Das Trampolin ist ein Sportund kein Spielgerät. Mit dem richtigen Gefahrenbe­wusstsein und der nötigen technische­n Sicherheit lässt sich die Unfallgefa­hr verringern“, sagt DGOUGenera­lsekretär Reinhard Hoffmann. Für einen ungetrübte­n Trampolins­paß empfehlen Orthopäden und Unfallchir­urgen, dass Eltern mit ihren Kindern klare Regeln für das Springen vereinbare­n und auf deren Einhaltung achten sollten. 6 aus 49: 17-19-21-27-36-41 Superzahl: 1 Super 6: 422100 Spiel 77: 0177997

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Ärzte empfehlen, dass Kinder auf komplizier­te Sprünge wie Saltos verzichten sollten. Foto: IStock/pliona

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