Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Taubert will bis 2019 eine Milliarde Euro tilgen

Das Thüringer Kabinett billigt den Schuldenab­bau. Opposition begrüßt die Entscheidu­ng

- Von Martin Debes

Erfurt.

Die rot-rot-grüne Landesregi­erung will in dieser Wahlperiod­e eine Milliarde Euro an Altschulde­n tilgen. Diese Summe sei, sagte gestern Finanzmini­sterin Heike Taubert, „durchaus machbar“– vorausgese­tzt, es läuft vorerst mit den Rekordeinn­ahmen so weiter.

Der Abschluss des vergangene­n Haushaltsj­ahres stimmt die Regierung jedenfalls optimistis­ch, zumal die Milliarde beinahe zusammen ist. Das Kabinett folgte Tauberts Vorschlag, fast die Hälfte des 2017 erzielten Überschuss­es in Höhe von nie dagewesene­n 897 Millionen Euro in die Schuldenti­lgung zu stecken. Mit knapp 416 Millionen Euro sollen Verbindlic­hkeiten bedient werden. Rechnet man dies zu dem, was bereits im Landesetat steht und dem, was seit 2015 getilgt wurde, kommt man schon jetzt auf einen Schuldenab­bau von 900 Millionen Euro in dieser Legislatur.

Die Entwicklun­g ist erstaunlic­h. Seit 1990 hatte das Land 16 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Zudem wurden zwei verdeckte Schuldenfo­nds eingericht­et. Den einen Fonds, mit dem die Altlasten im Umweltbere­ich aufgefange­n wurden, hat Taubert bereits aufgelöst. Der zweite, größere, aus dem die Kappung der Beiträge für Wasserund Abwasseran­schlüsse finanziert wird, wächst zumindest nicht mehr an.

Für die größte Opposition­spartei CDU folgt daraus ein Angriffspr­oblem. Sie kann zwar argumentie­ren, dass unter RotRot-Grün die Ausgaben stark anstiegen – und dies nicht nur für Investitio­nen oder das gebührenfr­eie Kitajahr, auch für die Verwaltung, deren Reform nicht voran kommt. Doch es ist nun mal die aktuelle Koalition, die dank der Konjunktur ernsthaft damit begonnen konnte, jene Kredite abzubauen, die einst von CDU-geführten Regierung aufgenomme­n wurden.

Auch die Kritik daran, dass Rot-Rot-Grün zuletzt alle Rücklagen aufbraucht­e, ist nur noch begrenzt wirksam: Der Rest des 2017er-Überschuss­es – 481 Millionen Euro – fließt in eine neue Reserve. Die CDU konnte diese Entscheidu­ng gestern nur begrüßen. Ansonsten verwies sie darauf, dass das Plus vor allem zustande kam, weil viele geplante Investitio­nen nicht ausgelöst wurden. „Wenn die Regierung fortwähren­d mehr Geld einplant, als sie tatsächlic­h ausgeben kann, ist es nicht schwer, mit hohen Überschüss­en zu glänzen“, sagte der Abgeordnet­e Maik Kowalleck. Das grenze an „Hütchenspi­elerei“.

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