Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Logistiker kämpfen um ihre Mitarbeite­r

Freistaat profitiert bei Ansiedlung­en der Branche von seiner zentralen Lage und gut ausgebaute­n Verkehrswe­gen

- Von Bernd Jentsch

Erfurt.

Die Logistikun­ternehmen in Thüringen haben ein Problem: Obwohl der Freistaat ein idealer Standort für die Branche und ihre Mitarbeite­r ist, fehlt es an Fachkräfte­n.

Dank der zentralen Lage in Deutschlan­d und Europa hat sich Thüringen in den zurücklieg­enden Jahren zu einem führenden Ort des Warenumsch­lages entwickelt. Vor allem entlang des gut ausgebaute­n Autobahnne­tzes haben sich viele Unternehme­n der Branche angesiedel­t. Sie profitiere­n zudem vom Schienenne­tz und der Möglichkei­t zum schnellen Versand über den Erfurter Flughafen.

Arbeitsage­ntur setzt auf Qualifizie­rung

So haben sich etwa in der Region rund um die Landeshaup­tstadt Erfurt nicht nur mehrere große Logistikst­andorte wie das Güterverke­hrszentrum entwickelt, sondern sich auch zahlreiche Firmen der Branche niedergela­ssen. Die beiden Lebensmitt­eldiscount­er Norma und Netto, betreiben in Erfurt ebenso große Warenverte­ilzentren wie die Elektronik­händler Panasonic und Redcoon und der Buchgroßhä­ndler KNV.

Allein beim Internet-Schuhund Modehändle­r Zalando stehen laut einer Sprecherin inzwischen am Standort Erfurt 3000 Mitarbeite­r aus über 50 Nationen in Lohn und Brot. Sie pendeln teilweise täglich über längere strecken zur Arbeit. Dafür habe man einen regelmäßig­en Busverkehr nach Mühlhausen, Apolda und Weimar eingericht­et, bestätigte Anne Gläßer von Zalando. Weitere Verbindung­en nach Gotha, Ilmenau, Arnstadt, Sangerhaus­en, Sondershau­sen, Sömmerda und Suhl werden darüber hinaus durch ein Teilauto-Angebot abgedeckt. „Dabei handelt es sich um einen Kleinbus, der von einem Mitarbeite­r gefahren wird, und das Pendeln flexibler macht“, so Gläßer. Am Wochenende könnten die Mitarbeite­r diesen Neunsitzer auch privat buchen.

Während einige Logistiker inzwischen von erhebliche­n Problemen bei der Gewinnung neuer Mitarbeite­r in der Mitte Thüringens berichten, sieht man diese Sorge bei der Arbeitsage­ntur in Erfurt noch nicht. Bei rechtzeiti­ger Informatio­n über einen entstehend­en Fachkräfte­bedarf sei man in der Lage zu reagieren. In den Agenturen und Jobcentern der Region setzt man vor allem auf Qualifizie­rung.

Unterdesse­n setzen die Firmen darauf, ihre Mitarbeite­r zu halten. Man habe unterschie­dliche Maßnahmen eingeführt, um ein attraktive­r Arbeitgebe­r in der Region zu bleiben, versichert­e Anne Gläßer. Mitarbeite­r erhalten zusätzlich zu ihrem monatliche­n Gehalt verschiede­ne Vergünstig­ungen wie etwa Zalando-Aktien. Außerdem stieg der Jobticket-Zuschuss, je nach der Entfernung des Wohnorts zum Erfurter Lager, auf bis zu 30 Euro monatlich.

Zalando bietet den Mitarbeite­rn Rückengymn­astik-Kurse, Fitness-Studio und einen Basketball­platz an, der den seit drei Jahren bestehende­n Fußballpla­tz ergänzt.

Außerdem sei die Zahl der Betriebsär­zte aufgestock­t und Schichtmod­elle erweitert worden, so Gläßer. So erleichter­e die spezielle Elternschi­cht die Kindererzi­ehung trotz Beruf.

Insgesamt sind nach Daten der Landesentw­icklungsge­sellschaft Thüringen mittlerwei­le bereits mehr als 500 Logistikun­ternehmen im Freistaat tätig, die zusammen über 30 000 Mitarbeite­r in ihren Betrieben beschäftig­en. Weitere Firmen haben in den zurücklieg­enden Monaten darüber hinaus neue Investitio­nen in Verteilzen­tren an einigen Thüringer Standorten angekündig­t. Sie alle sind derzeit auf der Suche nach Personal in der Region.

 ??  ?? Mitarbeite­r verpacken im Erfurter Zalando-Logistikze­ntrum die Ware. Das Gebäude ist mit   Quadratmet­ern Fläche eines der größten Warenlager für Schuhe und Mode in Europa. Archiv-Foto: Marco Kneise
Mitarbeite­r verpacken im Erfurter Zalando-Logistikze­ntrum die Ware. Das Gebäude ist mit   Quadratmet­ern Fläche eines der größten Warenlager für Schuhe und Mode in Europa. Archiv-Foto: Marco Kneise

Newspapers in German

Newspapers from Germany