Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Logistiker kämpfen um ihre Mitarbeiter
Freistaat profitiert bei Ansiedlungen der Branche von seiner zentralen Lage und gut ausgebauten Verkehrswegen
Erfurt.
Die Logistikunternehmen in Thüringen haben ein Problem: Obwohl der Freistaat ein idealer Standort für die Branche und ihre Mitarbeiter ist, fehlt es an Fachkräften.
Dank der zentralen Lage in Deutschland und Europa hat sich Thüringen in den zurückliegenden Jahren zu einem führenden Ort des Warenumschlages entwickelt. Vor allem entlang des gut ausgebauten Autobahnnetzes haben sich viele Unternehmen der Branche angesiedelt. Sie profitieren zudem vom Schienennetz und der Möglichkeit zum schnellen Versand über den Erfurter Flughafen.
Arbeitsagentur setzt auf Qualifizierung
So haben sich etwa in der Region rund um die Landeshauptstadt Erfurt nicht nur mehrere große Logistikstandorte wie das Güterverkehrszentrum entwickelt, sondern sich auch zahlreiche Firmen der Branche niedergelassen. Die beiden Lebensmitteldiscounter Norma und Netto, betreiben in Erfurt ebenso große Warenverteilzentren wie die Elektronikhändler Panasonic und Redcoon und der Buchgroßhändler KNV.
Allein beim Internet-Schuhund Modehändler Zalando stehen laut einer Sprecherin inzwischen am Standort Erfurt 3000 Mitarbeiter aus über 50 Nationen in Lohn und Brot. Sie pendeln teilweise täglich über längere strecken zur Arbeit. Dafür habe man einen regelmäßigen Busverkehr nach Mühlhausen, Apolda und Weimar eingerichtet, bestätigte Anne Gläßer von Zalando. Weitere Verbindungen nach Gotha, Ilmenau, Arnstadt, Sangerhausen, Sondershausen, Sömmerda und Suhl werden darüber hinaus durch ein Teilauto-Angebot abgedeckt. „Dabei handelt es sich um einen Kleinbus, der von einem Mitarbeiter gefahren wird, und das Pendeln flexibler macht“, so Gläßer. Am Wochenende könnten die Mitarbeiter diesen Neunsitzer auch privat buchen.
Während einige Logistiker inzwischen von erheblichen Problemen bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter in der Mitte Thüringens berichten, sieht man diese Sorge bei der Arbeitsagentur in Erfurt noch nicht. Bei rechtzeitiger Information über einen entstehenden Fachkräftebedarf sei man in der Lage zu reagieren. In den Agenturen und Jobcentern der Region setzt man vor allem auf Qualifizierung.
Unterdessen setzen die Firmen darauf, ihre Mitarbeiter zu halten. Man habe unterschiedliche Maßnahmen eingeführt, um ein attraktiver Arbeitgeber in der Region zu bleiben, versicherte Anne Gläßer. Mitarbeiter erhalten zusätzlich zu ihrem monatlichen Gehalt verschiedene Vergünstigungen wie etwa Zalando-Aktien. Außerdem stieg der Jobticket-Zuschuss, je nach der Entfernung des Wohnorts zum Erfurter Lager, auf bis zu 30 Euro monatlich.
Zalando bietet den Mitarbeitern Rückengymnastik-Kurse, Fitness-Studio und einen Basketballplatz an, der den seit drei Jahren bestehenden Fußballplatz ergänzt.
Außerdem sei die Zahl der Betriebsärzte aufgestockt und Schichtmodelle erweitert worden, so Gläßer. So erleichtere die spezielle Elternschicht die Kindererziehung trotz Beruf.
Insgesamt sind nach Daten der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mittlerweile bereits mehr als 500 Logistikunternehmen im Freistaat tätig, die zusammen über 30 000 Mitarbeiter in ihren Betrieben beschäftigen. Weitere Firmen haben in den zurückliegenden Monaten darüber hinaus neue Investitionen in Verteilzentren an einigen Thüringer Standorten angekündigt. Sie alle sind derzeit auf der Suche nach Personal in der Region.