Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Bestandsaufnahme in Henschleben
Gemeinde steht derzeit ohne Bürgermeister und ohne Finanzen da. Sören Oeftger sieht viel Handlungsbedarf
Henschleben.
Sören Oeftger, der nach dem Ausscheiden des langjährigen Bürgermeisters Herwart Bauersfeld die Amtsgeschäfte in Henschleben übernommen hat, will dem Nachfolger eine handlungsfähige Gemeinde übergeben.
Dass das kein einfaches Unterfangen ist, ist dem 28-Jährigen, der seit 2014 über die Wählergemeinschaft UnstrutAue im Gemeinderat sitzt, in den vergangenen Wochen mehr als deutlich geworden. „Wir stehen vor der Haushaltskonsolidierung. Fakt ist, wir haben kein Geld“, zieht er eine erste Bilanz. Zusammen mit Mike Jahn, dem Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Straußfurt, ist er die einzelnen Posten im Gemeindehaushalt durchgegangen, um zu schauen, an welchen Schrauben noch gedreht werden kann, ohne die Bürger unnötig zu belasten.
Schon im Vorjahr schwebte die Konsolidierung wie ein Damoklesschwert über der Gemeinde. Damals konnte sie abgewendet werden. Dass das noch einmal gelingt, glaubt Sören Oeftger nicht. „Es gibt keine nennenswerten Einnahmen über die Gewerbesteuer“, sagt er und verweist dabei auf die Agrargenossenschaft. Durch eine Umstrukturierung fließe die Steuer nicht mehr nach Henschleben. Die Gemeinde treffe das gleich doppelt. So fallen nicht nur die Einnahmen weg. Henschleben müsse außerdem noch geringere Schlüsselzuweisungen des Landes verschmerzen, da die Berechnung noch zu einem Zeitpunkt geschehen sei, als die Agrargenossenschaft zu Henschleben gehörte.
Dass es in Henschleben Investitionsbedarf gibt, sei, so Sören Oeftger, nicht zu übersehen. Ein riesiges Problem seien die Straßen. Nur ein Tropfen auf den heißen Stein war im Vorjahr die Sanierung eines Teilstückes in der Straße Zum Sportplatz. In der Hauptstraße in Henschleben und in ganz Vehra müsse das Straßennetz dringend angefasst werden, um die Orte zukunftsfähig und attraktiver zu gestalten. „Gerade bei milder Witterung waten die Leute in Vehra durch zentimeterhohen Schlamm“, sagt er. Sören Oeftger
Handlungsbedarf sieht Oeftger auch bei der Feuerwehr. Die Doppelgemeinde verfüge über zwei Fahrzeuge, ein Auto sei 20, das andere 45 Jahre alt.
Auf weitere Probleme angesprochen, muss der amtierende Bürgermeister nicht lange überlegen. Das Abwasser ist ein solches. Der Ortsteil Vehra sei teilweise an die zentrale Kläranlage in Straußfurt angeschlossen, Henschleben noch gar nicht.
Und noch eine Sorge bereite ihm Kopfzerbrechen. Es handelt sich um die ehemalige Kreisdeponie, die sich auf Grund und Boden der Gemeinde befinde. Laut Landesverwaltungsamt müsse deshalb auch die Gemeinde für die Rekultivierung aufkommen. Bislang liegt Sören Oeftger eine Kostenschätzung aus dem Jahr 2003 vor. Damals belief sich die Summe auf 320 000 Euro. Dass die Zahlen heute anders aussehen werden, ist ihm klar.
Thema soll die Bestandsaufnahme in der Doppelgemeinde auch in der nächsten Gemeinderatsitzung am Dienstag, dem 20. Februar, in Henschleben sein, kündigt Sören Oeftger an. Beginn ist 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus.
„Fakt ist, wir haben kein Geld.“