Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Zu wenig Zeit für das Klinkenputzen
Andreas Fischer ist parteiloser Einzelbewerber um das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters von Leubingen/Stödten. Er amtiert zurzeit
Leubingen.
Das Kaminfeuer knistert. Andreas Fischer zieht das Jackett doch wieder aus. Der 55-Jährige, verheiratet und drei erwachsene Söhne, hat sich vorbereitet. Er weiß Zeit zu schätzen. Lange Jahre hat er in der Leubinger Kompostierungsanlage gearbeitet. Seit es die nicht mehr gibt, fährt er. Täglich 120 Kilometer nach Tannroda und zurück. Da hat er viel Zeit, sich Gedanken zu machen.
Seit zwei Wahlperioden ist der in Stödten aufgewachsene und in Leubingen zur Schule gegangene Fischer Mitglied des Ortschaftsrates, dazu in den Vorständen von Sportverein, Jagdgenossenschaft und im Gemeindekirchenrat aktiv.
Zurzeit führt er, als 1. Stellvertreter, die Geschäfte des Ortsteilbürgermeisters. Der parteilose Einzelbewerber hat auf Hausbesuche gesetzt. Die „Ochsentour“nennen sie das in der großen Politik. „Uns fehlt im Prinzip eine Woche“, sagt Fischer. Seine Frau ist mit ihm von Tür zu Tür gegangen. Sie hätten zu spät mitbekommen, dass das „Rennen schon eröffnet war“, und in der Weihnachtszeit und zwischen den Festen hätten sie die Nachbarn nicht stören wollen. Die Gespräche hätten sehr viele Hinweise und Anregungen gebracht.
Fischer zieht einen Stichpunktzettel mit den wichtigsten Aufgaben in Leubingen und Stödten hervor. Die Fußwege müssten fertiggestellt werden, die Straßenbeleuchtung und die Gehwege im Gewerbegebiet Richtung Kölleda, die Seitenstraßen müssten mehr in den Fokus rücken, Bauflächen für junge Familien würden gebraucht. „Das Interesse ist da, aber wer nicht zum Zuge kommt, ist weg und kommt nicht wieder!“, sagt er. Die Fußgängerampel im Leubinger Zentrum hält Fischer für unentbehrlich. Statt daran zu denken, sie zurückzubauen, müsse aus dem Provisorium eine Dauerlösung werden.
Es gelte, den Schwerlastverkehr aus dem Ort zu bekommen. Eine intelligente Ausschilderung könnte dabei helfen, die Brummis so zu lenken, dass sie weder Wenigensömmern noch Leubingen durchfahren müssten. Ein Dorn im Auge sind ihm auch „alte Ruinen“– das ExLPG-Gebäude, der Bahnhof – die nur Brandstifter anlockten. Den Zustand des Bürgerhauses möchte er verbessern und dafür sorgen, dass dort auch wieder Inventar vorhanden ist und bei Feiern nicht alles erst herbeigeschafft werden muss.
Stödten will er davor bewahren, Durchfahrtsort zu werden. Der jetzige Feldweg nach Kölleda dürfe nicht ausgebaut werden. Dann sei es mit der Ruhe vorbei.
Auch die Kommunikation mit Sömmerda will er verbessern und strebt dafür auch an, sich bei der nächsten Kommunalwahl um einen Sitz im Stadtrat zu bewerben.
Als liebsten Freizeitvertreib nennt Andreas Fischer „das Fahrradfahren – und den Fußball, natürlich.“