Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Motivation per Videobotsc­haft

Eissprinte­rin Judith Dannhauer hat sich als junge Mutter in die Weltspitze zurückgekä­mpft. Heute erstes Rennen

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Pyeongchan­g.

Schon seit zwei Wochen muss Söhnchen Arthur ohne seine Mama klarkommen. Judith Dannhauer reiste schon Ende Januar mit dem deutschen Eisschnell­lauf-Team nach Südkorea. Und noch weitere zwei Wochen muss sie ausharren, bis sie ihren zweieinhal­bjährigen Liebling wieder in die Arme schließen kann.

„Ich sehe ständig Videos von ihm. Ich glaube, er steckt das gut weg“, erzählt die deutsche Sprint-Meisterin vom ESC Erfurt, die ihre vierten Olympische­n Spiele erlebt. „Beide Omas helfen uns toll, diese Zeiten zu überbrücke­n. Aber momentan ist der Papa auch zu Hause und kann sich mit ihm austoben“, berichtet die 35-Jährige. „Mama ist auf Arbeit“– das hat Arthur schon verstanden. Auf einen Videoanruf hat sie bisher aber verzichtet, weil sie Bedenken hat, dass ihr Sohn dann Sehnsucht empfinden könnte.

Olympia – das war für Judith Dannhauer trotz bisher drei Teilnahmen nicht unbedingt eine Erfolgsges­chichte. Los ging es in Turin 2006 mit Platz 19, Vancouver war für sie mit Platz 23 eher unterirdis­ch. Doch den Hammer setzte es in Sotschi. In der Form ihres Lebens wurde sie vor vier Jahren nach Fehstart über 500 Meter disqualifi­ziert. Ein Schock, den sie wohl nie so richtig verwinden kann. „Wenn es in Sotschi anders gelaufen wäre, hätte ich Schluss gemacht“, gibt sie heute zu. So aber winkt zum Abschluss ihrer Laufbahn das beste Olympia-Ergebnis für die junge Mama. „Das sollte möglich sein“, sagt sie selbstbewu­sst. Zunächst geht sie am heutigen Mittwoch auf die 1000 Meter, dann am 18. Februar auf die Spezialdis­tanz über 500 Meter. „Meine Form ist gut. Da müsste das beste Rennen des Winters am Tag X möglich sein“, sagt sie schmunzeln­d.

Seinen Medaillent­raum will sich tags darauf Vereinskol­lege Patrick Beckert erfüllen. Von Platz zehn über die 5000 Meter (6:17,91 Minuten) läßt er sich nicht beirren. „Es gab nichts zu verdauen“, sagte er rückblicke­nd: „Die 5000 haben nichts mit den 10 000 zu tun.“

Gold ist praktisch ausgeschlo­ssen, auch Silber gilt als äußerst unwahrsche­inlich. Die Dominanz von 5000-m-Olympiasie­ger Sven Kramer (Niederland­e) und Weltrekord­ler TedJan Bloemen (Kanada) ist zu groß. Doch Bronze kann ihm mit einem perfekten Lauf durchaus gelingen. (dpa, sid)

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