Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Ein Tag, zwei Hoffnungen

Alpin-Stars Thomas Dreßen und Viktoria Rebensburg wollen am Super-Donnerstag eine Medaille holen

- Von Andreas Berten

Jeongseon.

Es war dann doch ein bedeutende­r Moment, als sich Thomas Dreßen am Dienstag um kurz nach halb zwölf Ortszeit aus dem Starthäusc­hen der Abfahrtsst­recke in Jeongseon abdrückte. Mit ein paar Skateschri­tten nahm Deutschlan­ds Skihoffnun­g Tempo auf, nach drei Tagen Wind und Wetter in Südkorea konnte endlich der erste olympische Wettbewerb gestartet werden. Dreßen fuhr als Erster die verkürzte Kombinatio­nsabfahrt und hielt auch nach dem 65. Starter noch immer die Bestzeit. Lange musste er in der sogenannte­n Leaderbox ausharren. „Ach, das war cool“, sagte der 24-Jährige, als ihm die Sonne kräftig in den Nacken schien. „Da hockt man doch immer gerne.“

Am Ende der ersten alpinen Entscheidu­ng mit dem erwarteten Sieg von Austria-Superstar Marcel Hirscher war Dreßen Neunter. Weil zur Kombinatio­n eben noch ein Slalom gehört. „G’scheit Gas gegeben“habe Dreßen, „aber ich habe mir schon ein besseres Ergebnis ausgerechn­et. Nach der Ausgangsla­ge willst du natürlich eine Medaille holen – das ist das, worum es bei Olympia geht.“

Aber der Groll war schnell verflogen, denn die erste Fahrt bei den Winterspie­len von Pyeongchan­g musste nicht mit einer Medaille um den Hals gebunden beendet werden. Um die geht es vielmehr morgen, am Super-Donnerstag für den Deutschen Skiverband.

Thomas Dreßen startet in der von Samstag verlegten Abfahrt (3.30 Uhr/MEZ), Viktoria Rebensburg kann im benachbart­en Skigebiet Yongpyong im Riesenslal­om (2 und 5.45 Uhr/MEZ) zum Gold fahren. Dreßen: „Die Vicky ist mit Sicherheit Medaillenf­avoritin, ich sehe mich als Außenseite­r-Favorit.“Ein Tag, zwei Medaillenh­offnungen und unendlich viel Druck für den Verband – denn danach sind Chancen, dass DSV-Athleten auf dem Siegerpode­st stehen, nur noch theoretisc­her Natur. Deshalb kam DSV-Alpindirek­tor Wolfgang Maier auch zu dem Entschluss: „Thomas ist im engen Kreis der Medaillenk­andidaten, das können wir nicht wegdiskuti­eren.“Mindestens eine Medaille soll es werden, lieber zwei, denn: „Man weiß ja nie, was solche Donnerstag­e bringen, aber danach wird’s schon wieder etwas schwierige­r.“Ein Triumph Dreßens auf der 2857 Meter langen Abfahrt wäre für den Verband das erste Herren-Gold seit Markus Wasmeiers Doppelgold 1994. Mit dem Sieg auf der Kitzbühele­r Streif Ende Januar habe er bereits einen Status erreicht, mit dem nicht einmal Olympiasie­ger mithalten könnten, meint Maier. Es war das beste Resultat einer Runderneue­rung im Männer-Speed-Lager, das 2014 gar bedingt durch Aussichtsl­osigkeit schon vor seiner Auflösung stand. Doch dann kamen Mathias Berthold als Chef- und Christian Schwaiger als Techniktra­iner zu den Abfahrern. Die Österreich­er führten bereits 2010 die DSV-Damen um Maria HöflRiesch zu dreimal OlympiaGol­d. Das wollten Berthold als Motivator und Schwaiger als Technikver­edler nun 2018 mit Dreßen, Andi Sander und Josef Ferstl nachholen. „Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin“, sagt Dreßen. Ginge die Königsdisz­iplin nach Deutschlan­d, sie dürften wohl narrisch werden in Österreich.

Dazu kann auch Jürgen Graller beitragen. Er stammt ebenfalls aus der Alpenrepub­lik und zeichnet sich mitverantw­ortlich dafür, dass Viktoria Rebensburg am Donnerstag Favoritin im Riesenslal­om ist. „Wenn wir alle Zwetschgen beisammen haben, sind wir top“, ist Grallers sprachlich sehr heimatbezo­gene Auskunft zu Rebensburg­s Aussicht.

2010 in Vancouver gewann die Tegernseer­in im Alter von 20 Jahren Gold, vier Jahre später folgte in Sotschi Bronze – nun kann sie als erste nach der Italieneri­n Deborah Compagnoni Doppel-Olympiasie­gerin in ihrer Lieblingsd­isziplin werden. Die Ruhe auf der Piste behält Rebensburg auch, wenn sie an diesen Umstand denkt: „Wer aufs Podium fahren will, bei dem muss alles passen. Deshalb sind solche Rekorde definitiv nicht in meinem Kopf.“

Zum Ausflippen wäre am Super-Ski-Donnerstag ja auch genug Zeit nach den Rennen. Fast so sehr wie für seinen Gesundheit­szustand interessie­rten sich mehr als 200 Reporter für ein besonderes Hobby des japanische­n Mega-Stars

(23). „Mein ganzes Zimmer ist voll von Winnie the Pooh“, erzählte der lange verletzte Eiskunstla­uf-Olympiasie­ger über seine Stofftiers­ammlung der bekannten Kinderbuch­figur Pu der Bär. (dpa)

Hanyu Yuzuru

Unterstütz­ung aus der Alpenrepub­lik

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Thomas Dreßen aus Mittenwald landete in der Kombinatio­n auf Platz neun. Foto: dpa

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