Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Original oder Fälschung?
Rastenberger Rentnerbrigade bekommt als Dankeschön eine Privatführung durch die Coudraykirche samt Quiz und kleinem Grillfest
Rastenberg.
„Um fünf fangen wir an“, verspricht Pfarrer Andreas Simon den ihn erwartungsvoll anschauenden Männern. „Es ist dann fünf, wenn meine Frau auch da ist“, schiebt Simon augenzwinkernd hinterher.
Einige der Männer nicken. Stress macht keiner. Sie haben Zeit – oder haben sie sich genommen. Rastenbergs Rentnerbrigade hat sich außer der Reihe versammelt. Nicht wegen eines Projekts, sondern auf Einladung des Pfarrerehepaars. Sie bekommen eine Sonderführung durch die Coudraykirche – als Dankeschön für die Leistungen, die sie immer wieder zum Wohl der weltlichen wie der kirchlichen Gemeinde erbringen.
„Das ist heute leider ganz und gar nicht selbstverständlich“, sagt Andreas Simon. Und fügt hinzu, dass dies Dank verdiene.
Simon hat am Vorabend deswegen extra noch einmal an seinem Vortrag gefeilt – und ein paar Schätze aus dem Rastenberger Kirchenarchiv zum Anschauen bereitgelegt.
Da ist zum Beispiel die Altarbibel, die zur Kirchweihe 1826 ausgelegen hat. Daneben finden sich von Rastenberger Bürgern gestiftete Taufutensilien, Kanne und Teller, aus derselben Zeit – und zwei Rechnungsbücher. Das eine aus den 1620er-Jahren summiert die Ausgaben für den Vorgängerbau, das andere die für die jetzige Kirche.
Ganz nebenbei gibt der Pfarrer den Quizmaster. „Was ist wohl noch original, was ist neu oder erneuert?“, fragt er. Gemeinsam arbeiten sich Gäste und Gastgeber durch die Kirche – vom Fußboden über die Kirchenbänke, vom Taufstein bis zur Christusstatue überm Kanzelaltar, von der Emporenausmalung bis zur Schulze-Orgel.
Einiges, was neu ist oder erneuert und aufgearbeitet wurde, haben die Männer von der Rentnerbrigade selbst gefertigt.
Um das von Siegfried Huber gestaltete hölzerne, mit Intarsien versehene Altarkreuz hätten ihn schon mehrere Kollegen beneidet, verrät Andreas Simon. Andere Ergebnisse von Einsätzen der Mitglieder der Rentnerbrigade sind weniger offensichtlich. Es sind auch nicht immer alle gleichzeitig involviert. Siegfried Huber koordiniert die Arbeit. Er weiß, wer was kann. „Das ist unser Elektriker“, stellt er zum Beispiel Ulli Lange vor. Der musste kurz vorm Orgelsommer noch einmal ran.
Und der „Agrarflügel“der Brigade habe erst vor kurzem eines der Begrüßungsschilder am Ortseingang neu gestaltet. Auch an der Roldislebener Brücke waren sie aktiv. Dafür hat Weilepps Hofladen aus dem Ortsteil für das kleine Grillfest im Garten des benachbarten Pfarrhauses nach der Kirchenführung nun die Würste spendiert.
Neueste Errungenschaft in der Kirche ist die schmiedeeiserne Tür zur Sakristei, hinter der demnächst, zum Tag des offenen Denkmals, ein 200-Liter-Fass mit Whisky (Offenbarung 1826) für 8 Jahre gut gesichert eingelagert werden soll.
Es werden Anteilsscheine dafür verkauft. Der Erlös soll die Orgelsanierung unterstützen.
„Wir haben eine Maxime: Wir machen keine Politik und wir tun, was wir tun, auch für keinen Bürgermeister. Wir machen das nur für Rastenberg“, unterstreicht Siegfried Huber und staunt selbst am meisten: „Es sind heute wirklich mal alle da!“ Fotodokumente, auf dem Taufstein ausgelegt, vermitteln Eindrücke vom sich ändernden Erscheinungsbild der Kirche. Die prächtige Altarbibel, ein riesiges Exemplar, ist so alt wie die Kirche. wurde sie erstmals ausgelegt.