Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
„Jetzt Europameister werden!“
Der Belgier Jo Coppens vom FC Carl Zeiss Jena hofft auf Platz drei für seine ehemaligen Mannschaftskameraden
Jena.
Na, klar: „Ich war traurig!“– Sagt Jo Coppens, um dann aber gleich anzuschließen: „Das war am Dienstag, jetzt schaue ich wieder nach vorn“, bemerkt der Belgier zwischen den Pfosten des FC Carl Zeiss Jena. Dass seine Landsleute nun nur um Platz drei bei dieser Weltmeisterschaft in Russland spielen, sei extrem schade. „Weil alle in der richtigen Form waren – es hat am Ende ja auch nichts gefehlt“, sagt Coppens. Man müsse eben akzeptieren, dass die Franzosen einen kleinen Deut besser waren. Oder anders: „Sie waren an dem Tag einfacher cleverer“, sagt der 27-Jährige.
Die WM-Spiele schaut Coppens lieber ganz in Ruhe. „Ich bin niemand, der in die Kneipen oder vor die Großbildleinwand rennt. Ich schaue mir das lieber mit der Familie an“, sagt der Torwart. Eine Ausnahme habe er nur beim Duell mit Japan gemacht – da saß er mit dem FCCJapaner, Teambetreuer Kenta Kanbara, zusammen. Eine Bergund Talfahrt der Gefühle sei das gewesen. „Mit dem besseren Ende für uns“, sagt Coppens, der – wenn er die Spiele seiner Nationalmannschaft anschaut, viele alte Teamkollegen in der Flimmerkiste herumflitzen sieht.
Bis zur U19 hat er 35 Länderspiele absolviert. „Mit denen, die in den Jahren 1988 bis 1993 geboren sind, stand ich schon auf dem Platz“, erzählt er. Eden Hazard beispielsweise; oder Kevin de Bruyne. Nun sei er, Coppens, aber nicht der Typ Mensch, der grinsend durch die Stadt zieht und jedem erklärt, dass er die Stars kenne. Coppens lacht. „Um Himmels Willen. Ja, wir haben früher zusammengespielt, waren Kollegen. Aber ich halte jetzt nicht mit denen Kontakt, nur damit ich sagen kann, dass ich sie kenne“, sagt er. Hier und da schreibe er mal dem einen oder anderen eine Nachricht; nach großen Siegen oder bitteren Niederlagen. „Ansonsten habe ich in Jena ein eigenes Umfeld, habe meine Familie“, sagt er. Nach dem Aus im Halbfinale habe er dennoch mitgelitten. Die goldene Fußballer-Generation des eigentlich kleinen Benelux-Landes droht, ohne Titel zu bleiben. Den brauche es aber, um tatsächlich Einzug in die Geschichtsbücher zu finden. „Diese Mannschaft hat das Zeug dazu. Sie hat auch die Konstanz, während eines Turnieres auf hohem Niveau Fußball zu spielen“, sagt Coppens, der es de Bruyne und Co. durchaus zutraut, 2020 Europameister zu werden. Nein, noch mehr: „Das muss eigentlich auch das Ziel sein“, sagt der Torwart, der freilich eigene Ambitionen, irgendwann ins belgische Tor zurückzukehren, weit von sich weist. Coppens ist bodenständig, legt seinen Fokus gänzlich auf seine Aufgaben beim FC Carl Zeiss Jena. Die Zeiten als Nationaltorwart im Nachwuchsbereich möchte er nicht missen. „Doch es ist eben auch schon lange her“, sagt er und lacht.
Am morgigen Samstag werde er das Spiel um Platz drei gegen England verfolgen; seinen Jungs die Daumen drücken. „Ich hoffe nicht, dass sie die Partie einfach herschenken, weil es vielleicht um nichts mehr geht. England ist ein starker und prominenter Gegner. Es ist ein Duell, auf das man sich auch freuen kann – trotz der Niederlage gegen die cleveren Franzosen“, sagt Coppens, der 2007 mit der belgischen U-17 WM-Erfahrung gesammelt hat, in drei Vorrundenspielen auf dem Platz stand.
Alles Schnee von gestern, sagt er gleich. „Davon kann ich mir heute auch keine Drittligapunkte kaufen“, fügt er lachend an. Aber stolz sei er schon darauf – und nun hofft er, dass „seine Jungs“morgen mit dem Gewinn der Bronzemedaille das Kapitel „WM 2018 in Russland“beenden. Dann, so sagt es Coppens. verfliegt die Trauer vom Dienstag ganz bestimmt...