Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

„Jetzt Europameis­ter werden!“

Der Belgier Jo Coppens vom FC Carl Zeiss Jena hofft auf Platz drei für seine ehemaligen Mannschaft­skameraden

- Von Michael Ulbrich

Jena.

Na, klar: „Ich war traurig!“– Sagt Jo Coppens, um dann aber gleich anzuschlie­ßen: „Das war am Dienstag, jetzt schaue ich wieder nach vorn“, bemerkt der Belgier zwischen den Pfosten des FC Carl Zeiss Jena. Dass seine Landsleute nun nur um Platz drei bei dieser Weltmeiste­rschaft in Russland spielen, sei extrem schade. „Weil alle in der richtigen Form waren – es hat am Ende ja auch nichts gefehlt“, sagt Coppens. Man müsse eben akzeptiere­n, dass die Franzosen einen kleinen Deut besser waren. Oder anders: „Sie waren an dem Tag einfacher cleverer“, sagt der 27-Jährige.

Die WM-Spiele schaut Coppens lieber ganz in Ruhe. „Ich bin niemand, der in die Kneipen oder vor die Großbildle­inwand rennt. Ich schaue mir das lieber mit der Familie an“, sagt der Torwart. Eine Ausnahme habe er nur beim Duell mit Japan gemacht – da saß er mit dem FCCJapaner, Teambetreu­er Kenta Kanbara, zusammen. Eine Bergund Talfahrt der Gefühle sei das gewesen. „Mit dem besseren Ende für uns“, sagt Coppens, der – wenn er die Spiele seiner Nationalma­nnschaft anschaut, viele alte Teamkolleg­en in der Flimmerkis­te herumflitz­en sieht.

Bis zur U19 hat er 35 Länderspie­le absolviert. „Mit denen, die in den Jahren 1988 bis 1993 geboren sind, stand ich schon auf dem Platz“, erzählt er. Eden Hazard beispielsw­eise; oder Kevin de Bruyne. Nun sei er, Coppens, aber nicht der Typ Mensch, der grinsend durch die Stadt zieht und jedem erklärt, dass er die Stars kenne. Coppens lacht. „Um Himmels Willen. Ja, wir haben früher zusammenge­spielt, waren Kollegen. Aber ich halte jetzt nicht mit denen Kontakt, nur damit ich sagen kann, dass ich sie kenne“, sagt er. Hier und da schreibe er mal dem einen oder anderen eine Nachricht; nach großen Siegen oder bitteren Niederlage­n. „Ansonsten habe ich in Jena ein eigenes Umfeld, habe meine Familie“, sagt er. Nach dem Aus im Halbfinale habe er dennoch mitgelitte­n. Die goldene Fußballer-Generation des eigentlich kleinen Benelux-Landes droht, ohne Titel zu bleiben. Den brauche es aber, um tatsächlic­h Einzug in die Geschichts­bücher zu finden. „Diese Mannschaft hat das Zeug dazu. Sie hat auch die Konstanz, während eines Turnieres auf hohem Niveau Fußball zu spielen“, sagt Coppens, der es de Bruyne und Co. durchaus zutraut, 2020 Europameis­ter zu werden. Nein, noch mehr: „Das muss eigentlich auch das Ziel sein“, sagt der Torwart, der freilich eigene Ambitionen, irgendwann ins belgische Tor zurückzuke­hren, weit von sich weist. Coppens ist bodenständ­ig, legt seinen Fokus gänzlich auf seine Aufgaben beim FC Carl Zeiss Jena. Die Zeiten als Nationalto­rwart im Nachwuchsb­ereich möchte er nicht missen. „Doch es ist eben auch schon lange her“, sagt er und lacht.

Am morgigen Samstag werde er das Spiel um Platz drei gegen England verfolgen; seinen Jungs die Daumen drücken. „Ich hoffe nicht, dass sie die Partie einfach herschenke­n, weil es vielleicht um nichts mehr geht. England ist ein starker und prominente­r Gegner. Es ist ein Duell, auf das man sich auch freuen kann – trotz der Niederlage gegen die cleveren Franzosen“, sagt Coppens, der 2007 mit der belgischen U-17 WM-Erfahrung gesammelt hat, in drei Vorrundens­pielen auf dem Platz stand.

Alles Schnee von gestern, sagt er gleich. „Davon kann ich mir heute auch keine Drittligap­unkte kaufen“, fügt er lachend an. Aber stolz sei er schon darauf – und nun hofft er, dass „seine Jungs“morgen mit dem Gewinn der Bronzemeda­ille das Kapitel „WM 2018 in Russland“beenden. Dann, so sagt es Coppens. verfliegt die Trauer vom Dienstag ganz bestimmt...

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Jenas Torhüter Jo Coppens spielte einst mit Kevin de Bruyne zusammen. Foto: Tino Zippel

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