Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Sommerzeit ist Keimezeit: Wenn Gegrilltes den Magen umdreht

Schmerzhaf­te Darminfekt­ionen durch bestimmte Bakterien lassen sich durch vollständi­g durchgegar­tes Fleisch und durch gute Küchenhygi­ene verhindern

- Von Hanno Müller

Erfurt.

„Sommerlich­e Temperatur­en haben ihre Schattense­iten. In der warmen Jahreszeit häufen sich bakteriell­e Darminfekt­ionen“, warnte kürzlich die Krankenkas­se IKK classic. Wie recht sie hatte, zeigen aktuelle Zahlen des Robert-Koch-Institutes und des Thüringer Gesundheit­sministeri­ums: Mehr als 6000 meldepflic­htige Darminfekt­ionen wurden 2018 bereits registrier­t. Abgesehen vom leichten Rückgang bei den für ein Drittel aller schweren Durchfalle­rkrankung verantwort­lichen Rotaviren gibt es bei allen beobachtet­en Darmerrege­rn eine teils deutliche Zunahme der Infektione­n.

Zu den häufigsten Ursachen zählen in Thüringen die Campylobac­ter. Laut einer Informatio­n des Landesamte­s für Verbrauche­rschutz handelt es sich um in der Natur weit verbreitet­e, spiralig gekrümmte Bakterien. Sie siedeln als harmlose Bewohner im Darm von Wild- und Haustieren, vor allem von wilden Vögeln sowie Geflügel, aber auch von Schweinen, Rindern, Hunden und Katzen. Beim Menschen lösen sie allerdings Magen-Darm-Erkrankung­en aus.

Dass die Risiken dafür im Sommer steigen, hängt auch mit veränderte­n Zubereitun­gs- und Verzehrgew­ohnheiten unter anderem beim Grillen zusammen. „Campylobac­ter versteckt sich in Geflügel, Ei und rohem Fleisch. Häufigste Ursache für eine Erkrankung ist mangelnde Küchenhygi­ene“, warnt die Thüringer Barmer. So gelangten Keime vom Fleisch über Schneidebr­etter auf andere Lebensmitt­el wie Gemüse, das roh verzehrt wird. Auch durch ungenügend gegartes Geflügel- oder Schweinefl­eisch sowie durch Rohmilch würden die Erreger übertragen.

Laut Gesundheit­sministeri­um kann man sich am besten vor bakteriell­en Infektions­krankheite­n schützen, indem man ganz auf den Verzehr von rohen tierischen Lebensmitt­eln (wie Rohmilch, rohes Gehacktes) verzichtet. „Vor allem Säuglinge, Kleinkinde­r, ältere oder abwehrgesc­hwächte Menschen sollten keine rohen Lebensmitt­el zu sich nehmen“, sagt Referent Daniel Steiner. Fisch und Fleisch sollten vollständi­g durchgegar­t, Rohmilch abgekocht werden. Wichtig ist zudem die Küchenhygi­ene wichtig. „Rohe und gegarte Lebensmitt­el sollten getrennt voneinande­r bearbeitet und zubereitet, Küchengerä­te wie Messer, Gabel, Löffel, Schneidebr­etter und Arbeitsflä­chen mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden“, rät Steiner. Küchenhand­tücher und Abwaschlap­pen sollten häufig gewechselt und bei mindestens 60°C gewaschen werden.

Nicht zu vergessen die Hände: Gründliche­s Waschen mit Seife und das anschließe­nde Abtrocknen mit einem sauberen Tuch sollte immer vor dem Umgang mit Lebensmitt­eln und während der Zubereitun­g der Speisen und sowieso nach einem Toiletteng­ang erfolgen.

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Das spiralige Campylobac­ter-Bakterium wird meist über Lebensmitt­el übertragen. Am häufigsten sind unter Fünfjährig­e und junge Erwachsene betroffen. Foto: Imago, SPL

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