Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Kampf gegen Lohnkürzun­g bei Real

Tausende Mitarbeite­r im Streik. Tiefensee stellt sich an die Seite der Demonstran­ten. Gewerkscha­ft warnt vor Altersarmu­t durch Tariffluch­t

- Von Alexander Klay und Frank Messing

Berlin/Düsseldorf.

„Wir sind Real. Ein Team. Ein Ziel“– das Motto auf dem riesigen Banner an der Konzernzen­trale in Düsseldorf klingt für die 34 000 Beschäftig­ten in diesen Wochen wie Hohn. Rund 1200 von ihnen, so die Schätzung der Gewerkscha­ft Verdi, marschiere­n am Freitag an der Metrostraß­e 1 auf, um mit einem ohrenbetäu­benden Trillerpfe­ifen-Konzert ihrem Ärger Luft zu machen.

„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“, skandieren die Real-Mitarbeite­r. Verdi hat sie an diesem Freitag zum Streik aufgerufen. Ihre ganze Wut richtet sich gegen Metro-Chef Olaf Koch, der seit Jahren die Höhe der Löhne bei seiner schwächeln­den SB-Warenhausk­ette Real beklagt und im Frühjahr Fakten geschaffen hatte. Das Unternehme­n hat den Flächentar­ifvertrag verlassen und die Mitarbeite­r in die neue Real GmbH überführt.

Dort gelten für neu einzustell­ende Mitarbeite­r nun Konditione­n eines Tarifvertr­ags der Gewerkscha­ft DHV – dieser bringt den Beschäftig­ten laut Verdi rund 23 Prozent weniger Geld und längere Arbeitszei­ten. Eine Verkäuferi­n mit einer 60-Prozent-Teilzeitst­elle komme im Monat nur noch auf 1260 Euro brutto statt wie bisher auf einen Verdienst von 1547 Euro. „Solche Löhne führen direkt in die Altersarmu­t der Beschäftig­ten“, sagte Stefanie Nutzenberg­er, Mitglied im Verdi-Bundesvors­tand. Auch der Real-Betriebsra­tsvorsitze­nde Andreas Stegemann ist überzeugt: „Die Kolleginne­n und Kollegen reißen sich den Hintern auf und können am Ende nicht von ihrer Rente leben.“

Bundesweit legten laut Verdi Mitarbeite­r in rund 140 der 281 Warenhäuse­r die Arbeit nieder. Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) stellte sich in Erfurt sogar an die Seite der Demonstran­ten.

In Düsseldorf blasen die Demonstran­ten unterdesse­n immer wieder in ihre Trillerpfe­ifen. Doch weder Metro-Chef Olaf Koch noch die Real-Geschäftsf­ührung zeigen sich. Immerhin spendieren sie in der Mittagshit­ze palettenwe­ise Mineralwas­ser. Verhandlun­gen mit Verdi über einen Tarifvertr­ag lehnt das Unternehme­n aber weiter ab.

 ??  ?? Kundgebung vor einer Real-Filiale: Bundesweit protestier­ten Mitarbeite­r gegen Tariffluch­t. Foto: dpa
Kundgebung vor einer Real-Filiale: Bundesweit protestier­ten Mitarbeite­r gegen Tariffluch­t. Foto: dpa

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