Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
2,5 Millionen neue Mitarbeiter stauben im Außendienst ab
Rewe-Logistik-Azubis schaffen Zuhause für Bienen und alte Obstsorten
Kornhochheim.
Am Anfang stand die Idee, die Grünflächen rund um das Rewe-Logistikzentrum als Streuobstwiesen für den Erhalt alter Obstsorten zu nutzen. Gedacht als Projekt für die Azubis, um Nachhaltigkeit zu demonstrieren, als Ergänzung der regulären Ausbildung. Danach folgte der Vorschlag, auch Bienenvölker anzusiedeln – denn ohne Bienen gibt es auch kein Obst.
Während die Obstbäume noch auf die kommende Pflanzzeit im Herbst warten, haben die Bienen bereits ihr Quartier bezogen. Seit einigen Wochen sind insgesamt 40 Bienenvölker im Umfeld des Logistikzentrums unterwegs – etwa 2,5 Millionen Bienen, die auf der Suche nach Blütennektar bis zu fünf Kilometer ins Land fliegen.
Jedes der Völker hat in diesem Jahr bereits 60 Kilogramm Honig abgeliefert, weiß Imker Ronald Ueberschär, der das Projekt im Auftrag des Handelsunternehmens vor Ort betreut. Beheimatet ist er eigentlich in Rostock, wo er mit seinen Brüdern die Imkerei „Honigprinz“betreibt. Die mehr als 500 Bienenvölker seiner Bio-Imkerei gehören zu den regionalen Lieferanten in mehr als 100 Rewe-Märkten. Jetzt sorgt er dafür, dass es für die Region rund um Erfurt demnächst auch einen Honig aus der unmittelbaren Region gibt, der zudem noch in Eigenregie produziert wird.
Denn die Betreuung der Imkerei auf der Wiese vor dem Logistikzentrum in Kornhochheim, haben die zehn Azubis übernommen. Sie waren gern und schnell bei der
Sache, geht es doch schließlich um ein hochwertiges Lebensmittel, um das Kerngeschäft des Unternehmens. Die Ausbildung zum Imker wurde quasi „on top“gesetzt, in den Lehrplan integriert, erklärt Ausbildungsbetreuer Fabian Friedrich. Er hofft, dass die kommenden Azubi-Generationen das Projekt fortsetzen werden. Ab August kommen weitere 11 dazu,
Ziel sei es einmal 30 junge Menschen auszubilden.
Nachhaltigkeit gehöre bei der Ausbildung auf jeden Fall dazu. Die Streuobstwiesen in Verbindung mit den Bienenvölkern wären ideal. Fabian Friedrich will sich deswegen selbst zum Imker ausbilden lassen, die Unterstützung der Rostocker Imker soll nur als Anschub dienen. Geplant sei, die größere Menge des zu erwartenden Honigertrages von den Profis aufbereiten zu lassen, das Ergebnis mit einem eigenen Label in den Märkten um Erfurt anzubieten.
Dass es ein Wildblütenhonig werden wird, stünde jetzt schon so gut wie fest. Denn der bunte Mix der Pollen spricht Bände. Jede Farbe lässt sich einer bestimmten Blüte zuordnen, der Imker weiß so genau, wo die Grundlage für seinen Honig aufgenommen wurde. Bienenpollen gibt es wie auch das Bienenwachs schon immer, aber erst jetzt wurden sie vom Konsumenten entdeckt. Die verklumpten Blütenpollen sammeln sich bei den Bienen am Hinterbein und werden abgestreift wenn sie in den Bienenstock fliegen. Vom Imker werden die Pollen schockgefroren (wegen eventueller Bakterien) und vermarktet. Die Pollen enthalten vor allem Stoffe, die das Immunsystem stärken, inzwischen werden sie von Herstellern gern dem Müsli beigemischt.
Ein Teil des Honig-Ertrages soll von den Auszubildenden künftig selbst geschleudert werden. Mit dem Honig und der Ernte der Streuobstwiesen wollen sie in den Grundschulen und Kindergärten der Region Projekte anbieten, bei denen auch ein Gegenbesuch auf den Streuobstwiesen dazu gehört – die im kommenden Jahr noch mit Insektenhotels und Blühstreifen ergänzt werden sollen
Auch die Bienenpollen werden genutzt
Gepflanzt werden im Herbst vor allem alte Thüringer Obstsorten. Kirschen, Äpfel, Birnen und Pflaumen, darunter der „Edelbosdorfer“, die älteste Apfelsorte Thüringens. Geplant sei weiterhin die Bäume kenntlich zu machen, als Lehrpfad zu gestalten – mit dem Namen des Auszubildenden, der sie gepflanzt hat. Spätere Azubi-Generationen sollen darauf aufbauen, erklärt Friedrich. Er ist sich jetzt schon sicher, dass viele weiteren Ideen folgen werden.
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Das Projekt ist Teil des gemeinsam von Nabu und Rewe gegründeten Insektenschutzfonds. Bundesweit hat das Handelsunternehmen in diesen bereits Euro investiert.