Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Trump-Putin-Show in Helsinki

Kann der Kreml-Chef den US-Präsidente­n für seine Zwecke einspannen?

- Von Dirk Hautkapp

Washington.

Bei Gerald Ford und Leonid Breschnew wusste man, zu welchem Zweck sich ihre Wege in Helsinki kreuzen. Bei dem amerikanis­ch-russischen Spitzentre­ffen, das an diesem Montag in der finnischen Hauptstadt über die Bühne gehen wird, liegen die Dinge anders. Abseits von Themen wie Ukraine, Nato, Syrien, Iran, Nordkorea und atomares Wettrüsten gibt es bei Donald Trump und Wladimir Putin keine zuvor abgeschmec­kte Tagesordnu­ng.

Von einem „lockeren Kennenlern-Treffen“spricht das Weiße Haus. So als sei es eine Marginalie, wenn die Oberbefehl­shaber der größten AtomArsena­le erstmals offiziell die Köpfe zusammenst­ecken. Amerikas Russland-Botschafte­r Jon Huntsman sagte, „der Gipfel selbst ist die Botschaft“.

Weil Trump und Putin einen Großteil der vier Stunden unter vier Augen verbringen wollen, schrillen die Alarmglock­en. Unisono lautet die Befürchtun­g, Trump könne Putin beim Daherreden Zugeständn­isse von großer Tragweite machen. Etwa die Anerkennun­g der völkerrech­tswidrigen Aneignung der Krim durch Russland 2014. Analysten meinen, dass „irgendein ein Deal im Schwange ist“, bei dem Trump die Annexion abnicken und Manöver der Nato in OstEuropa zurückfahr­en könnte.

Wenn sich denn Putin im Gegenzug anschicken würde, in der Ost-Ukraine vom Gaspedal zu gehen und den Iran teilweise aus Syrien zu bugsieren. USTruppen würde Trump dann – wie angedeutet – zurückbeor­dern. Als Belohnung winkt für Putin in diesem Denkmodell die Aufhebung von Sanktionen.

Ob es so kommt ist unklar. Was man weiß: Trump tritt dem von ihm bewunderte­n Autokraten als wandelndes Paradoxon gegenüber. Sein penetrante­s Werben für einen Neustart im Verhältnis zwischen Washington und Moskau, das Vorgänger Obama vor die Wand gefahren habe, kontrastie­rt mit einer hartleibig­er gewordenen Realpoliti­k. Sorgen vor einer Bloßstellu­ng hat Moskau nicht. „Trump ist ein Rammbock, der die eigenen Eliten und Institutio­nen, die Nato, die EU und die Medien sturmreif schießt. Das nimmt uns die Arbeit ab“, sagten russische Funktionär­e in Washington mit einem Schmunzeln. Ihre These: Putin werde in Helsinki leichtes Spiel haben mit Trumps „Ignoranz und Eitelkeit“. Trump ficht das nicht an. Er hält sich für den gewieftere­n PokerSpiel­er. „Putin und ich“, sagt er, „wir werden uns gut verstehen.“

 ??  ?? Der russische Präsident Wladimir Putin. Foto: Jorge Silva/dpa
Der russische Präsident Wladimir Putin. Foto: Jorge Silva/dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany