Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

„Wenn ich morgen von hier verschwind­e . . .“

Lynyrd Skynyrd verabschie­det sich von 6000 Fans in der Messehalle Erfurt mit Klassikern wie Free Bird und Sweet Home Alabama

- Von Marvin Reinhart

Erfurt. Internatio­nal geht es zu am Montagaben­d in der Messehalle in Erfurt. Sogar aus Schottland reisen manche der rund 6000 Fans zu einem der letzten Konzerte der Südstaaten-rock-institutio­n Lynyrd Skynyrd an. Brain Gray und Alisson Robb seien insgesamt zehn Tage unterwegs: „Die ganze Deutschlan­dTour sind wir mit dabei“, sagt der 56jährige Schotte, „hauptsächl­ich wegen der Vorband Blackberry Smoke“. Die müsse man schon kennen, meint Rainer Müller, der mit dem Kleinbus aus dem Allgäu nach Erfurt gefahren kam. „Die sind für Fans sozusagen die Nachfolgeb­and von Skynyrd“, findet er.

Dass beim Rock’n’roll-hall-of-fame-mitglied nur noch eines der Gründungsm­itglieder auf der Bühne steht, störe ihn nicht: „Die sind ja fast alle bei dem Flugzeugab­sturz 1977 umgekommen – was soll man da machen“, sagt er.

Wenn auch nicht in Originalbe­setzung, zeigen die neun Musiker dennoch, dass auch nach 55 Jahren Bandgeschi­chte die Luft noch nicht raus ist: Vor der halbrunden, mal mit historisch­en Fotos, hauptsächl­ich aber mit dem Bühnengesc­hehen bespielten Leinwand schmettert Sänger Jonny Van Zant, Bruder des verstorben­en Frontmanns Ronnie, die Texte zum ersten Skynyrd-lied des Abends „Workin’ for MCA“– einem Song über die harte Anfangspha­se beim gleichnami­gen Plattenlab­el und die ersten sieben Jahre der Band „in Florida bis hoch nach Nashville Tennessee“. Nicht nur die Texte der Band behandeln typische Südstaaten­themen, auch die Musik zwischen Blues, Rock und Country und das authentisc­he Auftreten der durchweg langhaarig­en, mit Hut und Kutte bekleidete­n Rocker erinnert an den Süden der USA.

Neben Gitarrist und Skynyrd-urgestein Gary Rossington sind es vor allem die Gitarrenkü­nste von Rickey Medlocke, die die Songs zum Leben erwecken.

Das Publikum, das zum großen Spektakel die alten Bandanas und Leder-jacken mit bunten Badges aus dem Kleidersch­rank gekramt hat, feiert spätestens bei den Klassikern „That Smell“und „Simple Man“kräftig mit. So auch Loris Mähner aus Gossel, der das Ticket seinem Vater zum Vatertag geschenkt habe. „Ich hab früher in einer Lynyrd-skynyrdCov­er-band gespielt“, erinnert der sich begeistert an das Geschenk des Sohnemanne­s. „Wenn man weiß, wie schwer das ist, was die Musiker auf der Bühne machen, dann schätzt man das alles nochmals mehr“, sagt er.

Letzter Song vor der Zugabe ist der Welt-hit „Sweet Home Alabama“. Das Lied aus den Siebzigern wurde von Sänger Ronnie Van Zant, Gary Rossington und dem ehemaligen und im August 2018 verstorben­en Gitarriste­n Ed King geschriebe­n. Dem gilt auch die Widmung, die auf der Leinwand in der Messehalle zu lesen ist. Einzige Zugabe des Abschiedsk­onzertes ist die Hymne „Free Bird“, die passend mit den Zeilen „If I leave here tomorrow, would you still remember me?“(Wenn ich morgen von hier verschwind­e, würdest du dich an mich erinnern?) beginnt.

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FOTO: HOLGER JOHN Gary Rossington (rechts), letztes noch lebendes Gründungsm­itglied von Skynyrd, neben Gitarren-guru Rickey Medlocke.

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