Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Des Apfels Kern
Die Natur hat sich schon so einige verrückte Sachen ausgedacht. Ärgern wir uns etwa beim normalen Apfel über die Kerne, freuen wir uns beim Granatapfel über sie. Kein Wunder, außer Schale und Kerne hat er ja nichts zu bieten. Fruchtfleisch? Fehlanzeige. Denn im Gegensatz zu Boskop und Granny Smith gehört der Granatapfel nicht zu den Rosen-, sondern zu den Weiderichgewächsen. Und der pikante Geschmack der Granatapfelkerne verleiht den unterschiedlichsten Gerichten einen tollen Geschmack, zu Salaten, Desserts, auch zu Kaninchen, Wild und Fisch passen die Kerne wunderbar. Um sich den Neuanstrich der Küche beziehungsweise das Wechseln der Kleidung zu ersparen, empfiehlt es sich, die Kerne im Wasser einer Schüssel aus der Schale zu brechen.
Meist werden sie großzügig auf das fertige Gericht gestreut, in Georgien im Prinzip auf alles. Eine Variante, die dort zu gegrillten Schweinefleischspießen gereicht wird, sind Zwiebelscheiben, die eine gute halbe Stunde in Granatapfelsaft lagen und diesen aufsogen konnten. Um diesen Prozess zu unterstützen, die Zwiebelscheiben mit den Händen vorsichtig drücken, bis sie weich sind – aber nicht zerdrücken!
Eine weitere Möglichkeit bietet der Granatapfelsirup, der hervorragend zu gebackenem Lachs passt.
Der pikante Sirup schmeckt übrigens auch in Prosecco gut – als toller Aperitif, oder besser – Apfelitif. Völlig verrückt.