Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
„Preisdeckel für Erfurt unnötig“
Zukunftsforum zum Thema Wohnen
Erfurt. Mittel wie einen Mietpreisdeckel, wie er in Berlin zur Anwendung kommen könnte, hält Frank Emrich für Erfurt und Thüringen für „unnötig“. Politikern könne er nur raten, sich nicht die Zeit mit einem solchen Thema stehlen zu lassen, empfiehlt der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Thüringer Wohnungswirtschaft.
Um regulierend auf den Erfurter Wohnungsmarkt einzugreifen, sei der Mietpreisdeckel denkbar ungeeignet. Zwar gebe es hierzulande Bedarfe in den einzelnen Wohnungs-segmenten und Erwartungen an die dafür verlangten Mieten – insbesondere der Bau von Sozialwohnungen sei notwendig – doch von Wohnungsnot wie in Berlin könne in Erfurt keinesfalls die Rede sein. „Dazu unterscheiden sich die Wohnungsmärkte hier wie dort zu stark“, sagt Emrich.
Das Baulandmodell, mit dem die Stadt Erfurt Bauträger von Mehrgeschosswohnungen künftig verpflichtet, einen 20-prozentigen Anteil als mietpeis- und vergabegebundene Wohnungen zu errichten, hält Emrich für einen guten Erfurter Weg.
„Die Wohnungswirtschaft ist gefordert, Wohnungen bedarfsgerecht anzubieten. Und die Stadtverwaltung ist gehalten, bei ihrer Stadtplanung über die nächsten fünf Jahre hinaus zu denken“, so Emrich, der im letzten Punkt keinen Grund zur Klage sieht. Mit der Stadtverwaltung befinde man sich zunehmend „im guten Gespräch“: Eine von der Wohnungswirtschaft unlängst noch bemängelte, aber eher „gefühlte Kommunikationslücke“zwischen Bauträgern und Verwaltung sieht Emrich durch diverse Gesprächsrunden geschlossen. „Das sollte aber auch so bleiben“, fordert der Verbandsvorsitzende, schließlich gehe es bei Investitionen in Immobilien um Investitionen für die nächsten 50 oder 80 Jahre.
Emrich sagt, er teile die Analyse des Stadtplanungsamtsleiters Paul Börsch, der nach Miethöhen aufgeteilt die einzelnen Segmente des Wohnungsmarktes von ganz preiswert bis hochwertig beurteilt hatte und zu dem Ergebnis gekommen ist, dass es in fast allen Bereichen auf kurze bis mittlere Sicht Handlungsbedarf gibt, besonders aber im untersten Segment der Sozialwohnungen.
Über diese und weitere Themen wird diskutiert beim Zukunftsforum. Neben Frank Emrich werden Stadtplanungsamtsleiter Paul Börsch, Tobias Schallert von Tempus Immobilien und Uwe Flurschütz, Sprecher des Bündnisses „Erfurt für alle“im Podium der öffentlichen Diskussionsrunde Platz nehmen. (fk)
Erfurt.