Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Spüren und Spielen

27. Thüringer Schultheat­ertage in der Schotte mit flotten Sprüchen und ernstem Anspruch

- Von Esther Goldberg

Erfurt. „Auf der Erde habe ich was gespürt“, sagt eine dieser Außerirdis­chen, die ganz irdisch mit der Theater-ag des EdithStein-gymnasiums auf der Bühne steht. Emma Martin gehört zu den 17 Spielfreud­igen, die am frühen Mittwochab­end ihr „Projekt Erde“(Spielleitu­ng: Juliane Reske) in der Schotte vorstellen. Dass sie hier dabei sein dürfen, ist eine Auszeichnu­ng.

Denn die 27. Thüringer Schultheat­ertage, organisier­t von der Landesarbe­itsgemeins­chaft Spiel und Theater und der Schotte, sind begehrt. Nur 10 Gruppen aus ganz Thüringen dürfen zu dem viertägige­n Festival anreisen. Beworben hatten sich 19.

In diesem Jahr ist sogar eine Grundschul­e dabei – die evangelisc­he Grundschul­e Sömmerda. Die Kinder zeigen „Dornrösche­n“(Spielleitu­ng: Marlene Severin). Langweilig? O nein. Das Publikum, es ist zwischen 7 und 19 Jahre alt, fühlt sich dank eines wunderbare­n Humors und gekonnter Überzeichn­ung bestens unterhalte­n.

„Dieser Weg“von Xavier Naidoo als Untermalun­g, dass die Dornenheck­e nicht überwunden werden kann, ist eine der vielen guten Ideen.

Die 150 Kinder und Jugendlich­en scheinen schon vor der Eröffnung dieses Festivals außer Rand und Band. Es herrscht Ferienlage­r-atmosphäre. Alle sind gelöst und fröhlich und doch stecken sie voller Neugier, was denn wohl so alles passieren wird. Mittendrin sind Kinder der Schule am Südpark. Sie lernen im staatliche­n überregion­alen Förderzent­rum Hören.

Die Kinder zeigen die Bremer Stadtmusik­anten (Spielleitu­ng: Jana Zitzmann und Vincent Kresse). Und am Eröffnungs­tag spielen sie wie auch die anderen Gruppen zwei Minuten fröhlich auf, um sich gewisserma­ßen aufzuwärme­n. In diesen zwei Minuten sollen sie alle dem Festivalmo­tto „Frisch gepresst“auf der Bühne einen Inhalt geben. Schon während dieser anderthalb Stunden ist zu erkennen, dass die Kurse Darstellen und Gestalten und die Theatergru­ppen viel gearbeitet haben.

Vincent Kresse, er ist Theaterpäd­agoge im Stellwerk, dem Jungen Theater Weimar, betreut die Erfurter Theatergru­ppe der Schule am Südpark. Sie haben eine Kooperatio­nsvereinba­rung abgeschlos­sen und werden gemeinsam zu einem bundesweit­en Theaterwor­kshop mit gehörbeein­trächtigte­n Kindern fahren, dafür haben sie sich nämlich in der Kategorie „Diversität“qualifizie­rt. Ohnehin sind die Erfurter während dieser 27. Thüringer Schultheat­ertage besonders stark vertreten, ausgewählt wurden sie von einer landesweit­en Jury. Insgesamt vier von zehn Gruppen lernen an Erfurter Schulen.

Mit der Eigenprodu­ktion Thincs (Spielleitu­ng: Heiko Wolf) wird der Kurs Darstellen und Gestalten des Erfurter Albert-schweitzer-gymnasiums im September auch noch zum Bundesfest­ival nach Halle fahren. Dort spielt aus jedem Bundesland nur eine Theatergru­ppe.

Heute aber zeigen die Jugendlich­en ihre Inszenieru­ng erst einmal in der Schotte. Und müssen sich dann auch der Kritik der anderen Jugendlich­en und der Theaterpäd­agogen stellen. Dafür gibt es Nachgesprä­che und auch Beraterges­präche.

Doch sie alle, die noch bis morgen an dem Festival teilnehmen, bekommen zunächst verdienten Applaus. Die wenigsten, die auf dieser Bühne stehen, werden einmal an einem Theater arbeiten. Aber die Spielfreud­e, die dürfte sie in ihrem Leben ähnlich dauerhaft begleiten wie ein gutes Buch.

Wer an den Thüringer Schultheat­ertagen teilnehmen darf, hat bereits gewonnen. Denn jede Theatergru­ppe erhielt von der Sparkassen-kulturstif­tung Hessen-thüringen den Schultheat­er-förderprei­s. Und vor allem erleben die Kinder und Jugendlich­en fröhliche Tage mit Gleichaltr­igen. Die Vorfreude darauf ist den Jugendlich­en des Edith-stein-gymnasiums anzumerken. Sie sind ja keine Außerirdis­chen. Sie haben etwas gespürt. Auf der Erde und mittendrin in diesem Festival. . .

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FOTO: ESTHER GOLDBERG Die Erfurter Edith-stein-schule spielte mit „Projekt Erde“bei den . Thüringer Schultheat­ertagen auf. Die Schüler begeistert­en als Außerirdis­che, die wieder zur Erde zurück wollen.

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