Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Die Sache mit Cem

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Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Wie reagierst du eigentlich, wenn du im Privatlebe­n einen Promi triffst?“

„Ich treffe im Privatlebe­n keinen Promi!“, sag ich.

„So ein Quatsch! Natürlich begegnet man hin und wieder irgendeine­m bekannten Menschen“, sagt Pia.

„Jetzt, wo du es sagst – stimmt. Aber mich verunsiche­rn solche Erlebnisse zutiefst“, sag ich. „Das heißt?“, sagt Pia.

„Ich wechsle umgehend die Straßensei­te, gucke krampfhaft in eine andere Richtung, um bloß nicht in den Verdacht zu geraten, Promi-angafferin oder gar nervige Autogrammj­ägerin zu sein“, sag ich.

„Quatsch! So ein Promi freut sich über positives Feedback! Berühmte Leute, die in der Öffentlich­keit stehen, stört es garantiert nicht, wenn man sie um ein Selfie oder ein Autogramm bittet. Du musst dringend an dir arbeiten!“, sagt Pia.

„Klappt nicht. Kürzlich feierten wir zu dritt in einem Restaurant Geburtstag. Plötzlich kam Cem Özdemir rein und setzte sich an den Nachbartis­ch. Eins der Mädels wollte unbedingt ein Foto von ihm und hat mich und die Dritte im Bunde verstohlen so abgelichte­t, dass er im Hintergrun­d zu sehen war“, sag ich.

„Auch eine Lösung! Warum nicht?“, sagt Pia.

„Naja, als wir uns das Foto später ansahen, haben wir Tränen gelacht. Abgesehen davon, dass Cem Özdemir wirklich sehr klein geraten und nur bei entspreche­ndem Vorwissen zu erkennen war, schaute sein Begleiter direkt in die Kamera – und schien gar nicht amüsiert über diese pubertäre Aktion. Wie peinlich!“, sag ich.

„Na Hauptsache eine Erinnerung an diese denkwürdig­e Begegnung!“, sagt Pia.

Ich gehe von 10 aus.

Ok, Sie sind 100-prozentig sicher: Haben Sie denn Lust drauf?

Ja, absolut. Ich freu‘ mich drauf. Ich habe vor fünf Jahren die Gelegenhei­t gehabt, eine rot-rotgrüne Landesregi­erung mitentsteh­en lassen zu können. Und ich habe gelernt, dass es große Freude macht, mit drei Partnern gemeinsam Politik zu gestalten – und die würde ich gerne weitergest­alten.

Müssen Sie auch nicht deshalb Ministerpr­äsident bleiben, damit Ihre Partei, die bundesweit in den vergangene­n Monaten Niederlage­n erlitt, endlich mal wieder ein Erfolgserl­ebnis bekommt?

Die Niederlage­n sind ja nicht nur aus den letzten Monaten. Wir haben eine Egalisieru­ng der Wahlergebn­isse unserer Partei Die Linke. Wir haben aber auch eine Akzentvers­chiebung: Ich habe von 2005 bis 2009 diese neue Partei Die Linke entstehen lassen. Ich war damals der Architekt, der die mechanisch­e Form der Zusammenfü­hrung von der WASG und der PDS organisier­t hat. Damals habe ich schon gesagt, wir brauchen eine gesamtdeut­sche Perspektiv­e.

Dass wir heute in Bremen in einer Landesregi­erung mitregiere­n und dass die dortige Wirtschaft­ssenatorin von uns gestellt wird, ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir tatsächlic­h gesamtdeut­sch ein gutes Fundament

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