Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Erdogan und Putin reden über Syrien

Kurden-abzug aus Norden des Landes Thema. Die humanitäre Lage ist katastroph­al

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Ankara. Die Türkei will kommende Woche mit Russland über ihre Forderung nach einer Sicherheit­szone entlang der Grenze auf syrischem Gebiet beraten. Dazu würden sich die Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin treffen, sagte der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu am Sonntag dem Sender „Kanal 7“. „Ich glaube, wir können eine Einigung erzielen, wie wir mit ihnen zusammenar­beiten, so wie wir es zuvor geschafft haben.“

Türkische Truppen sind in Syrien einmarschi­ert, um kurdische Verbände der YPG zu bekämpfen und von der Grenze zu vertreiben. Die Türkei bezeichnet sie als Terroriste­n. Der Abzug von Us-truppen, die mit der YPG im Kampf gegen die Extremiste­nmiliz IS verbündet waren, hatte dies ermöglicht. Die USA hatten der Türkei eine mehrtägige Waffenruhe abgerungen, die aber brüchig ist. Die Türkei hält zudem an dem Plan einer sogenannte­n Sicherheit­szone fest. Russland hatte sich als Vermittler in dem Konflikt angeboten, unterstütz­t aber seit Langem Syriens Machthaber Baschar al-assad. Dieser will keine türkischen Soldaten auf syrischem Boden und kündigte an, gegen diese vorzugehen. Auch Russland warnte die Türkei vor einem weiteren Vordringen.

In der Grenzregio­n wurde am Sonntag nach Angaben der Türkei ein türkischer Soldat getötet. Trotz der geltenden Feuerpause habe es in der Grenzstadt Tal Abjad einen Angriff der YPG gegeben, teilte das Verteidigu­ngsministe­rium mit. Dabei sei ein weiterer Soldat verletzt worden. Die YPG habe während eines Aufklärung­seinsatzes des türkischen Militärs in Tal Abjad angegriffe­n. Die Türkei habe die Attacke erwidert, fühle sich aber weiterhin der vereinbart­en Waffenruhe verpflicht­et.

Die humanitäre Lage in der Region ist weiterhin dramatisch. „Die vergangene Woche war ein totales Chaos für Hunderttau­sende Syrer“, sagte Karl Schembri, Sprecher vom Norwegisch­en Flüchtling­srat (NRC), dem Tv-sender CNN Internatio­nal. „Sie leben in Angst und Unsicherhe­it, ohne zu wissen, wo die nächste Bombe explodiere­n wird“, sagte Schembri.

In gut einer Woche sind nach jüngsten Angaben des UN-NOThilfebü­ros Ocha mindestens 165.000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben worden, darunter sind schätzungs­weise 70.000 Kinder. (rtr/dpa)

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FOTO: REUTERS Ein verletztes Mädchen in der Stadt Abyad.

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