Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Was ein „No Deal“für Verbraucher bedeutet
Gin, Fisch, Autos und Medizin: Deutschland importiert viel aus Großbritannien
Nicht an jedem Einfuhrhafen Deutschlands ist ein Veterinäramt ansässig, es entstünden Nadelöhre. Tiefkühlprodukte wie Fisch oder Meeresfrüchte könnten teurer werden, da sich der Transport verzögern würde. Frischwaren wie Obst und Gemüse könnten wegen Verzögerungen verderben.
Großbritannien produziert vor allem Karotten, Zwiebeln, Äpfel und Kohl. Doch auch als Umschlagsland ist es relevant. Allein im ersten Halbjahr 2019 wurden laut dem Verband der Fleischwirtschaft 8262 Tonnen Rindfleisch aus Irland importiert, aus Großbritannien waren es 3818 Tonnen. Thomas Vogelsang, Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Fleischwarenindustrie, macht sich dennoch keine Sorgen: „Deutschland hat einen Selbstversorgergrad beim Fleisch von 116 Prozent.“Also mehr, als überhaupt verzehrt wird.
Treffen würde ein ungeregelter Brexit die Verbraucher dagegen beim Alkohol. Großbritannien ist der wichtigste Spirituosen-lieferant für Deutschland: 2018 wurden 240.940 Hektoliter Alkohol von der Insel eingeführt. Damit stammt fast jede dritte aus der EU importierte Spirituose aus Großbritannien. Allein 90.000 Hektoliter Blended Scotch Whisky und 45.000 Hektoliter britischer Gin füllen hierzulande die Regale. „Insofern ist bei einem No-dealBrexit in Großbritannien zu erwarten, dass es hier zu Lieferengpässen, Zollfragen, Lebensmittelkennzeichnungsfragen kommen könnte“, sagt Angelika Wiesgen-pick, Geschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Spirituosen-industrie und -Importeure. Unklar ist, ob Arzneimittel teurer werden könnten. Ein harter Brexit würde „die pharmazeutische Industrie schwer treffen“, heißt es vom Bundesverband der Branche. Etwas optimistischer ist Siegfried Throm, Geschäftsführer für Forschung im Verband Forschender Arzneimittelhersteller: „Die deutschen Firmen sind gut aufgestellt. Es wird zu keinen Auswirkungen in Deutschland kommen.“(tki)