Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Trumps Kehrtwende
Us-präsident korrigiert die Entscheidung, den G7-gipfel in seinem Hotel abzuhalten
Washington. Donald Trump ist nicht bekannt dafür, Entscheidungen radikal zu korrigieren. Dass er es am Samstagabend doch tat und die von ihm persönlich betriebene Auswahl seines Golfhotels Doral bei Miami (Florida) als Schauplatz für den nächsten G7-gipfel zurückzog, hängt nach Ansicht von Experten aber nicht mit dem Offensichtlichen zusammen. Sondern mit politischer Schadensbegrenzung.
Die Fakten: Die Entscheidung für Miami, die Trump über seinen Stabschef Mick Mulvaney als „alternativlos gut“verbreiten ließ, stieß in Washington parteiübergreifend auf Gegenwehr. „Skandalös“, „korrupt“, „verfassungswidrig“und „selbstbereichernd“waren die häufigsten Vokabeln. Dabei stieß ein möglicher ökonomischer Hintergrund besonders auf. Das Doral schlingert. Die Einnahmen sind laut „Washington Post“seit 2015 um 70 Prozent zurückgegangen. Es drängte sich der Eindruck auf, dass ein Mammutereignis, bei dem ausländische Delegationen und der amerikanische Fiskus an Trumps Unternehmen zahlen, das Minus wettmachen soll. Darauf ging Trump in seiner Absage nicht ein. Er habe „etwas sehr Gutes“für Amerika tun wollen, so Trump auf Twitter. Und fügte an: Er sei bereit gewesen, die Megaveranstaltung für Amerika kostenneutral auszurichten – falls ihm das „rechtlich möglich“gewesen wäre.
Matt Mackowiak, politischer Berater der Konservativen, wird deutlich: „Trump fürchtet, die Unterstützung der eigenen Partei zu verlieren.“Gemeint ist die erodierende Unterstützung der Republikaner im anstehenden Amtsenthebungsverfahren wegen der Ukraine-affäre. Bis vor Kurzem galt die Blockademehrheit der Republikaner im Senat, der im „Impeachment“-verfahren das letzte Wort hat, als in Stein gemeißelt. Die Demokraten müssten 20 Senatoren rüberziehen – unwahrscheinlich. Diese Gewissheit hat Risse bekommen. Es sickern in der UkraineAffäre durch Zeugen (ExBotschafterin Marie Yovanovitch, Trumps Ex-russland-beraterin Fiona Hill und Eu-botschafter Gordon Sondland) unschöne Details durch. Sie skizzieren Trump und seinen Anwalt Rudy Giuliani als Betreiber einer „Schattendiplomatie“. So sollte in Kiew belastendes Material gegen Trumps potenziellen Herausforderer für 2020, Joe Biden, und die Demokraten beschafft werden. Trump hängt der Verschwörungstheorie an, sie hätten seine Wahl 2016 hintertreiben wollen. (diha)