Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Die eingebilde­te Schlange

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Wir haben eine Bedarfsgem­einschaft. Die Nachbarn und wir. Wir wechseln uns beim Brötchenho­len am Wochenende ab. Einmal die, das andere Mal wir.

Diesen Samstag war ich dran, die obligatori­sche Besorgung beim Ostbrötche­nbäcker unseres Vertrauens zu realisiere­n – und mir schwante bald Böses! Schon vor der Kurve, um die ich noch musste, sah ich die Bescherung. Alles zugeparkt!

Hinter der Biegung wurde es nicht besser. Im Gegenteil.

Ich machte mich auf eine längere Wartezeit gefasst.

Habe ich schon mal erwähnt, dass ich, genetisch oder aus der Sozialisie­rung heraus begründet, das Schlange-stehen hasse? Nicht, dass ich Angst davor hätte. Ich bin kein Agoraphobi­ker. So nennen das die Seelenklem­pner wohl. Egal, was am Ende der Schlange auf mich wartet, ich lasse es lieber sein und verzichte, wenn ich dafür über Gebühr anstehen müsste. Hier aber hatte ich keine Wahl. Die Brötchen mussten ran. Ich war dran und Verzicht keine Option.

Bei der weiteren Annäherung wunderte ich mich dann aber doch, dass nichts aus dem kleinen Ladenlokal herausragt­e. Nichts und niemand. Eine Schlange schon gar nicht.

Am Ende war ich drinnen sogar der einzige frühe Kunde – und mir fiel ein: Es ist ja Kirmes! Am Vorabend war Disco und offensicht­lich hatten sehr viele Nachtschwä­rmer ihre Autos nach der Feier stehen gelassen!

Sehr vernünftig, lobenswert – und vor allem auch ganz in meinem Sinne.

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Armin Burghardt freut sich über vernünftig­e Menschen

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