Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Die Grünen entdecken das Land
Am Wochenende besuchen nacheinander und ganz unterschiedlich die Bundes-spitzen Katrin Göring-eckardt und Robert Habeck Sömmerda
Sömmerda. Der Wahlkampf macht‘s möglich. Ganz nebenbei bescherte er dem Kreisverband Sömmerda des Arbeiter Samariter Bundes für den Start seiner Reihe „deutsch.ost“im Weltladen Locodemu einen hochkarätigen Auftakt. Stephan Langenhan, an den Projekten „Weltoffen – Solidarisch – Dialogisch“und „Ankommen“im ASB, freute sich. Künftig soll „deutsch.ost“immer am 18. eines Monats (außer im Dezember) ab 18 Uhr Programm machen: Nächstes Mal gibt es einen Film aus DDR-PROduktion. Eine, die Liebesgeschichte. Werbung, so Langenhan, dürfe er mit dem Titel nicht machen. Muss er auch nicht ...
Dass der Abend als Buchlesung angelegt war, überraschte die Gäste etwas. Katrin GöringEckardt, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Grünen im Bundestag, und Luise Steinwachs, Referatsleiterin bei „Brot für die Welt“, lasen aus Texten über sich, enthalten im Buch „Ostfrauen verändern die Republik“von Tanja Brandes und Markus Decker.
Das Format erwies sich als unterhaltsam, auch wegen der unterschiedlichen Ausgangslage der Protagonistinnen in der DDR. „Ich wollte nie weg“, sagt Katrin Göring-eckardt. „Ich wollte nur raus“, betont Luise Steinwachs. Während die eine lange nach einem „dritten Weg“suchte, wollte die andere nicht einmal so sehr in den anderen Teil Deutschlands als vielmehr „die Freiheit jenseits des Westens“finden. Schnittstellen zwischen den Lebenserfahrungen beider Frauen gibt es dennoch einige – und sei es im Umgang mit ihnen als Ostfrauen.
Arbeit und Kinder, Können und Selbstbewusstsein, Quote, die West-rezeption des Ostens wurden angesprochen und auch anekdotisch untermalt.
Ein entspannter Abend, nicht vordergründig wahlkämpfend.
Das blieb der Samstags-zugabe im Sömmerdaer grünen Spitzen-wochenende und dem Bundesvorsitzenden Robert Habeck vorbehalten. Im Verein mit dem Thüringer Spitzenkandidaten Dirk Adams und Wahlkreisdirektkandidat Roberto Kobelt warb Habeck vorm Weltladen in der Langen Straße um grüne Stimmen für eine Fortsetzung des Regierungsbündnisses mit Linker und SPD. Die Schwerpunkte der Grünen für die nächsten fünf Jahre in Thüringen umschrieb Adams mit „Demokratie und Klimaschutz“. Habeck forderte dazu auf, miteinander zu reden. Das Gespräch auf der Straße, konstruktiv und auch kontrovers, sei ihm wichtiger als Talkrunden „bei Will oder Illner“. Die Möglichkeit, dem im Moment wohl prominentesten Grünen auf den Zahn zu fühlen, nutzten vor allem Landwirte – aus Vogelsberg, Greußen, Windischholzhausen. Adams unterstrich die Wichtigkeit des ÖPNV für den Klimaschutz, das Streben nach einem 2-Euro-ticket für Thüringen, Kobelt die Notwendigkeit eines S-bahn-taktes auf der Pfefferminzbahn zwischen Sömmerda und Jena.
„Wir gehen in diesem Wahlkampf bewusst in die kleineren Orte. Wir machen Politik nicht nur für Erfurt oder Jena“, sagte er. Es war ein Kommen und Gehen. In der Spitze hörten etwa 50 Menschen den Politikern zu.
Werben um Fortsetzung der Koalition