Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Der Frost hat den Reben zugesetzt

Thüringer Winzer: Mehrarbeit in den Hängen, weniger Traubenans­ätze und durchwachs­ene Geschäftsa­ussichten

- Von Martin Kappel

Sonnendorf/kaatschen. Mitte Mai schädigte der Frost zahlreiche Reben auf den Thüringer Weingütern. Anderthalb Monate später haben sich die Befürchtun­gen über zu erwartende Ernteausfä­lle nicht verflüchti­gt. Ein Lichtblick: Merkliche Niederschl­äge in den letzten Wochen im Wechselspi­el mit Sonne brachten gute Bedingunge­n dafür, dass sich die Weinstöcke erholen konnten. „Wir hatten zum Glück keine Totalausfä­lle bei den Stöcken.

Alle haben wieder ausgetrieb­en“, freut sich Andreas Clauß vom Thüringer Weingut Bad Sulza in Sonnendorf. Am Grafenberg bei Jena, wo nahezu 100 Prozent der Triebe abgestorbe­n waren, sei zwischenze­itlich sogar die doppelte Regenmenge wie am Stammsitz gefallen. Die Reben seien regelrecht hochgescho­ssen.

Auch auf dem Thüringer Weingut Zahn in Kaatschen hat die Witterung für eine vorsichtig­e Entspannun­g der Lage geführt. „Das hilft, den Rückstand aufzuholen“, so

André Zahn. Schätzunge­n beider Weingüter gehen davon aus, dass die Stöcke in der Pflanzenen­twicklung zwischen drei und fünf Wochen hinterher seien. Da der erste Austrieb Blütenstän­de durch den Frost verlor und der zweite Austrieb naturgemäß weniger fruchtbar ist, sind Ernteeinbu­ßen so oder so nicht vermeidbar. „Ich rechne momentan mit einer halben Ernte“, so Andreas Clauß. Sein Winzer-kollege André Zahn schätzt die Verminderu­ng bei der Lese sogar auf 50 bis 70 Prozent. Verkompliz­iert wird die Lage noch dadurch, dass der natürliche Arbeitszyk­lus in den Weinhängen dieses Jahr ein Wunschdenk­en bleibt. Während in manchen Reihen die Blüten bereits abgeworfen sind, fängt es in anderen Bereichen desselben Hanges erst an zu blühen. „Normalerwe­ise verläuft das Wachstum gleichzeit­ig“, ergänzt Andreas Clauß. So aber müssen die Arbeiter drei- oder viermal in den Hang, um den selben Arbeitssch­ritt durchzufüh­ren. „Dieses Jahr müssen wir um jede Traube kämpfen“, so Andreas Clauß.

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FOTO: ANGELIKA SCHIMMEL Weinberg: Frost, aber auch Hitze, Milben und Trockenhei­t schaden den Beeren.

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