Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
LESERBRIEFE
Zum geplanten Schienen-takt Wieder heiße Luft von Verkehrsminister Scheuer! Unsere Eisenbahn wurde in den vergangenen 30 Jahren kaputtgespart. Mehr als 100.000 Mitarbeiter wurden abgeschafft, die Schieneninfrastruktur hemmungslos zurückgebaut und mehr als 90 Prozent der Gleisanschlüsse von Betrieben abgebaut. Und jetzt will man uns weismachen, dass ein 30-Minuten-takt gefahren werden könne und man den Güterverkehrsanteil auf 25 Prozent steigern könnte? Das ist faktisch unmöglich. Die Gründe sind simpel und hausgemacht: fehlendes Personal, ein marodes Schienennetz und ein total aufgeblasener Wasserkopf in der Führung. Ich frage mich, warum uns Andreas Scheuer solche Märchen auftischt, er und seine Vorgänger samt den dazugehörigen Regierungen haben den schlechten Zustand der DB zu verantworten. Nur Konsequenzen werden daraus nicht gezogen – ein Skandal!
Uwe Ledwon, Apolda
Zur Fdj-demonstration in Jena
Wenn am Sonnabend die FDJ in Jena demonstrieren darf, kochen in mir Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend in der DDR hoch. Da stellt sich mir als Erstes die Frage, wo und wie war die Jugend der DDR frei? Frei waren die Jugendlichen, wenn sie das falsche Spiel von Partei und Regierung des Unrechtsstaates mitspielten. Wenn aber Kinder und Jugendlichen das nicht mitmachen wollten? Ich wurde als Kind von sechs Jahren von meiner Mutter bereits im Heim zur „sozialistischen Erziehung“abgeliefert. Wie viele andere wurde ich hier misshandelt und ausgebeutet. Als Kind mussten wir in Obstplantagen und auf dem Feld arbeiten – natürlich ohne Bezahlung. Weil ich so wie auch heute immer gegen Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit auftrat, erlebte ich Einzelarrest und Schlimmeres. Und diese sogenannte „Freie Deutsche Jugend“, die in den alten Ländern der Bundesrepublik verboten ist, darf heute in Jena und in anderen ostdeutschen Städten ihren Blödsinn verbreiten und die DDR verherrlichen – den Unrechtsstaat mit Kindesmissbrauch, Zwangsadoptionen und Weiterem. Ich frage mich, wofür sind wir im Herbst 89 auf die Straße gegangen?
Claus Suppe, Jena
In den Jahren 2002 und 2003 habe ich mir von den Fraktionsbüros der im Bundestag vertretenen Parteien telefonisch erläutern lassen, dass und wie bis zur nächsten Wahlperiode die damals schon vom Bundestag beschlossene Reduzierung der Anzahl der Wahlkreise und Bundestagsabgeordneten umgesetzt wird. Damals waren das knapp 630 Abgeordnete und schon zu viele. Welches Jahr haben wir jetzt? Wie viele Wahlperioden sind tatenlos verstrichen? Es werden weiterhin immer mehr Abgeordnete. Wer glaubt, dass hier was reduziert wird, sollte sich fragen, wovon er nachts träumt. Welcher der Abgeordneten verzichtet freiwillig auf Bezüge und Pensionsansprüche?
Michael Bürgermeister, Ruhla
Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, Texte zu kürzen.