Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Gastronomen im Fokus der Kontrolleure
Corona-telefonhotline des Landratsamtes wird heruntergefahren. Derzeit 54 laufende Bußgeldverfahren im Landkreis
Landkreis. Wer Fragen oder Probleme bezüglich der Corona-krise hat, kann sich an die vom Sömmerdaer Landratsamt eingerichtete Telefonhotline wenden. Bisher liefen die Anrufe an einer zentralen Stelle zusammen, Mitarbeiter verschiedener Fachbereiche waren in den vergangen Wochen nur für die Sorgen, Ängste und Belange der Bürger da. Nun aber sollen sie zu ihren eigentlichen Aufgaben zurückkehren, so der Leiter der Corona-kontrollgruppe, Marko Braun.
Bereits zum 30. Juni wurde das Bürgertelefon dezentralisiert. „Die Leute können bei Fragen trotzdem jederzeit anrufen. Die Nummer bleibt bestehen“, so Braun weiter. Nun aber werden die Telefonate wieder im Haus verteilt.
Je nachdem, welche Angelegenheit es betrifft, wird der Anrufer an die entsprechende Stelle weitergeleitet. Dass das Corona-telefon nun allmählich heruntergefahren werden soll, liegt unter anderem an den Anruferzahlen. „Die Nachfragen und auch die Beschwerden werden immer weniger“, berichtet Marko Braun. Zudem ist die Internetseite des Landratsamtes mittlerweile mit allen nötigen Formularen und Informationen bestückt, die beispielsweise Veranstalter von Familienfeiern brauchen.
Denn obwohl im öffentlichen Leben trotz Corona wieder einiges erlaubt ist, gelten weiterhin strenge Vorschriften. Viele sprechen von Lockerungen, Marko Braun nennt es lediglich „Aufweichungen mit massiven Auflagen“. Für ihn gibt es keine spürbaren Lockerungen für die Bevölkerung: „Zwar sind die Kontaktbeschränkungen weggefallen, aber die Abstandsregel gilt weiterhin und schwebt über allem.“
Im Fokus stehen für ihn immer noch die Gastronomen. „Die trifft es am härtesten“, sagt Braun. Mit der verpflichtenden Aufnahme der
Kontaktdaten ihrer Gäste müssen sie wieder eine Auflage mehr umsetzen. Zwar ist die Maskenpflicht in den Lokalen aufgehoben – aber eben nur da, wo 1,5 Meter Abstand eingehalten werden können.
Entsprechend der immer wieder aktualisierten Verordnungen müssen auch die Schutzkonzepte immer wieder neu angepasst werden.
Und dabei spielt nicht nur Hygiene eine Rolle. Denn die Gaststättenbetreiber müssen auch penibel darauf achten, dass sie bei der Gästeerfassung die Datenschutzrichtlinien einhalten. „Eine offene Liste, auf der sich jeder eintragen kann, geht nicht“, so Marko Braun.
Er empfiehlt einzelne Datenblätter pro Tisch, die dann in einem verschließbaren Ordner abgeheftet werden. „Nach vier Wochen müssen die Daten dann zwingend vernichtet werden.“
Die meisten Gastronomen im Landkreis machen ihre Sache laut Braun bereits vorbildlich. Erlebt haben die Kontrollteams des Landratsamtes aber schon alles, berichtet Braun. „Von gar keiner Erfassung bis zu einer Tabelle auf einem Notizblock war alles dabei.“
Kontrolliert wird nun wieder stichprobenartig im Rahmen der Lebensmittelkontrollen. Werden Mängel festgestellt, wird nachkontrolliert. „Wir stehen den Betreibern vor allem beratend zur Seite. Bei dem ganzen Auflagenwust kann man schon mal den Überblick verlieren“, sagt Marko Braun.
Die Gaststättenbetreiber nehmen die Hilfestellungen gerne an. Viele von ihnen haben Angst davor, etwas falsch zu machen. Denn die Konsequenz wiederholter Verstöße wären hohe Bußgelder und im Ernstfall die Schließung des Lokals. „Das will nach der langen Durststrecke niemand“, so Braun.
Dass bei einer Kontrolle wirklich alles in Ordnung ist, war bisher noch nicht der Fall. Dabei geht es aber meistens um absolute Detailfragen. „Wir alle wollen so langsam zurück zur Normalität. Deshalb sind die Gastronomen auf Hilfe angewiesen und wir sind froh, wenn wir helfen können“, sagt Braun.
Derzeit laufen im Landkreis 54 sogenannte schwebende Bußgeldverfahren gegen Privatpersonen und Gewerbetreibende im Zusammenhang mit den Corona-auflagen.