Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Himmelblauer Hoffnungsschimmer
Rastenbergs Union-kegler freuen sich nach Corona-saisonabbruch über Unterstützung aus der Region
Rastenberg. Trainingsabend bei Rastenbergs Keglern. Endlich wieder. Die Corona-pandemie hat auch die Sportler, die als Abteilung der SG Union Rastenberg angehören, in ihrem Hobby ausgebremst. Seit drei Wochen dürfen sie unter Einhaltung eines Hygienekonzepts wieder auf die Bahn. Im Saisonendspurt hilft das nicht mehr. Die Spielzeit ist abgebrochen, erklärt Rainer Graf. Auch sie ist ein Opfer des Virus geworden. Dabei lief es für die in der Deutschen Classic-kegler-union auf Landesebene (Großraum Gotha heißt das bei ihnen) startenden Rastenberger nahezu optimal. Sie haben eine Senioren- und zwei Mixmannschaften im Spielbetrieb, wobei „Mix“bedeutet, dass mindestens eine Frau das Team verstärkt. Rainer Graf: „Die Senioren sind Dritte, unsere erste gemischte Truppe rangiert auf Platz zwei – punktgleich mit dem Tabellenführer.“
Nun haben sie an das Finale einen Haken machen müssen. Informationen, wie und wann es mit der neuen Spielzeit los- und weitergeht, haben sie noch nicht. Sie trainieren also aus Spaß an der Freude und gewissermaßen ins Blaue hinein. In ebendieser hoffnungsfrohen Farbe wollen und werden sie demnächst versuchen, ihre Kontrahenten zu beeindrucken. „Unsere Vereinsfarben sind zwar Grünweiß-rot“, erzählt Florian Klopfleisch. Aber als sie zuletzt im Katalog blätterten, hätten sie sich dann doch für die himmelblaue Variante an Trainingsanzügen und Spielkleidung entschieden. „Die Farbe ist doch egal“, wirft einer ein. „Hauptsache, wir gewinnen darin!“Der Ehrgeiz ist also trotz Pause intakt.
Rainer Grafs Tochter Sarah ist jetzt die Abteilungsleiterin. Ihr Vater
erzählt noch, dass ihre Bahn älter ist als die Abteilung. Sie sei für damals 245.000 D-mark kurz nach der Wende gebaut worden. „Da war Rastenberg noch Kurort und den
Urlaubern sollte was geboten werden. Die Frage war: Bowling oder Kegeln? Die Entscheidung fiel auf Kegeln, obwohl es da in der Stadt auch noch keine Kegler gab.“
Seitdem verwendeten sie viel Kraft in den Erhalt der Anlage mit hohen Kosten. „Zuletzt hat die Stadt das Dach in Schuss gebracht und gedämmt, das ist schon eine Hilfe. Aber das meiste stemmen wir“, betonen die Sportler.
Weitere Besonderheit der 30-Mitglieder-truppe ist, dass sie auch Behindertensport ermöglicht. Volker Sander und Sascha Potulski sind da die Übungsleiter. „Seit vier Jahren mache ich das“, sagt Sander. Die Rastenberger sind dabei sehr erfolgreich, bei Turnieren, aber auch bei den in Artern organisierten „Special Olympics“.
Dass die Kegler überhaupt über neue Kleidung nachdenken durften, verdanken sie Sponsoren. Die Agrar eg Guthmannshausen,
Dachdecker und Hausmeister Dennis Brückner und Dachdeckermeister Steven Lange unterstützen die Sportler in der Anschaffung. Agrar eg-vorstand Rolf Hecker sieht im Engagement eine Hilfe für das Leben in der Region. Zwei seiner Mitarbeiter kegeln in Rastenberg. „Wir können dieses Jahr kein Hoffest feiern“, erläutert er den diesmal anderen Weg, Verbundenheit zu zeigen. Der Abendtermin bei den Keglern ist für den Landwirt so etwas wie ein Luftholen. „Nächste Woche beginnt die Ernte“, erzählt er. Zuerst kommt die Braugerste vom Halm. Wer im heißen Sommer ein Feierabendbierchen zischt, könnte das auch Guthmannshäuser Gerste zu danken haben. Es muss dann allerdings ein Radeberger sein.