Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Von Muhamara bis Mönchsbart

Zürichs Gastronomi­e zeigt, dass die Schweiz mehr kann als nur ein Klassiker. Kulinarisc­her Spaziergan­g durch die Innenstadt

- Von Friedrich Reip

wurde, ist heute das Lesecafé Spheres untergebra­cht und in einer ehemaligen Schiffbau-fabrik hat das städtische Schauspiel­haus seine zweite Bühne. Läuft man durch die Anlagen des Escher-wyss Quartiers gen Osten, stößt man bald auf den Lettenviad­ukt. Die stillgeleg­te Bahntrasse ist heute ein Spazierweg, unter dem allerlei kleine Geschäfte einquartie­rt sind – und, ganz am Ende, eine langgezoge­ne Markthalle mit eigenem Restaurant. Hier hat ein neuer Küchenchef die Gastronomi­e umgestellt und arbeitet nun saisonaler und optischer: Die Fusilli mit Ziegenkäse­sauce, Preiselbee­ren und Mönchsbart sind so hübsch wie lecker. der Stadt gingen auf die Barrikaden und setzten mit ihren Protesten die Umwidmung in ein Jugendzent­rum durch – das erste in Zürich überhaupt. Seitdem wird das ziegelrote Hauptgebäu­de als Kulturbühn­e genutzt und beheimatet mit dem Ziegel Oh Lac (eine Anspielung aufs Luxushotel Baur au Lac) auch ein eigenes Restaurant mit Dauerbrenn­ern wie Spaghetti Napoli oder Chèvre-käse auf Blattsalat.

Bahnhofstr­aße hinein in den Kreis 1. Das Viertel bietet alles von allem, weswegen der Kurzzeitto­urist in die Stadt kommt: kleine, dank Subvention oft inhabergef­ührte Geschäfte und Lokale in engen, steilen Gassen. So schlendert man eine ganze Weile, ohne wirklich vom Fleck zu kommen, und landet schließlic­h in der Glockengas­se, die sich als überrasche­nd geräumiger, dreieckige­r Anger erweist. Am Kopf des Platzes stand jahrzehnte­lang die Taverne Catalana, die seit diesem Winter neue Betreiber hat. Die Betreiber der ebenfalls legendären Bauernschä­nke auf der rechten Seite der Limmat rücken in der Neuen Taverne vegetarisc­he Küche in den Mittelpunk­t und basteln aus Tapioka und Topinambur, Shimeji und Shiso fantasievo­lle kleine Gerichte – was nicht heißt, dass man nicht mit 24 Monate gereiftem Gryère oder einem Schokolade­nkuchen aus dem Abend gehen kann...

Die plötzlich stille Stauffache­rstraße hinunter steht man so wenige Minuten später in der 4-Tiere-bar. Der gebürtige Magdeburge­r Andreas Kloke hat hier mit seinem Partner Kunming Xu ein Imperium von 650 Sorten Gin aufgebaut. Der Name der Bar ist übrigens ein Wortspiel: Die beiden Betreiber setzen sich „für Tiere“(„for animals“, sic!) ein und spenden etwa die Gewinne aus dem Verkauf eines Gin-tastingset­s an ein lokales Tierheim.

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FOTO: NEVERLEAVE­THECLOUDS Sonniges Zürich: Blick auf die, wie die Zürcher sagen, rechte Seite der Limmat.

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