Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Von Muhamara bis Mönchsbart
Zürichs Gastronomie zeigt, dass die Schweiz mehr kann als nur ein Klassiker. Kulinarischer Spaziergang durch die Innenstadt
wurde, ist heute das Lesecafé Spheres untergebracht und in einer ehemaligen Schiffbau-fabrik hat das städtische Schauspielhaus seine zweite Bühne. Läuft man durch die Anlagen des Escher-wyss Quartiers gen Osten, stößt man bald auf den Lettenviadukt. Die stillgelegte Bahntrasse ist heute ein Spazierweg, unter dem allerlei kleine Geschäfte einquartiert sind – und, ganz am Ende, eine langgezogene Markthalle mit eigenem Restaurant. Hier hat ein neuer Küchenchef die Gastronomie umgestellt und arbeitet nun saisonaler und optischer: Die Fusilli mit Ziegenkäsesauce, Preiselbeeren und Mönchsbart sind so hübsch wie lecker. der Stadt gingen auf die Barrikaden und setzten mit ihren Protesten die Umwidmung in ein Jugendzentrum durch – das erste in Zürich überhaupt. Seitdem wird das ziegelrote Hauptgebäude als Kulturbühne genutzt und beheimatet mit dem Ziegel Oh Lac (eine Anspielung aufs Luxushotel Baur au Lac) auch ein eigenes Restaurant mit Dauerbrennern wie Spaghetti Napoli oder Chèvre-käse auf Blattsalat.
Bahnhofstraße hinein in den Kreis 1. Das Viertel bietet alles von allem, weswegen der Kurzzeittourist in die Stadt kommt: kleine, dank Subvention oft inhabergeführte Geschäfte und Lokale in engen, steilen Gassen. So schlendert man eine ganze Weile, ohne wirklich vom Fleck zu kommen, und landet schließlich in der Glockengasse, die sich als überraschend geräumiger, dreieckiger Anger erweist. Am Kopf des Platzes stand jahrzehntelang die Taverne Catalana, die seit diesem Winter neue Betreiber hat. Die Betreiber der ebenfalls legendären Bauernschänke auf der rechten Seite der Limmat rücken in der Neuen Taverne vegetarische Küche in den Mittelpunkt und basteln aus Tapioka und Topinambur, Shimeji und Shiso fantasievolle kleine Gerichte – was nicht heißt, dass man nicht mit 24 Monate gereiftem Gryère oder einem Schokoladenkuchen aus dem Abend gehen kann...
Die plötzlich stille Stauffacherstraße hinunter steht man so wenige Minuten später in der 4-Tiere-bar. Der gebürtige Magdeburger Andreas Kloke hat hier mit seinem Partner Kunming Xu ein Imperium von 650 Sorten Gin aufgebaut. Der Name der Bar ist übrigens ein Wortspiel: Die beiden Betreiber setzen sich „für Tiere“(„for animals“, sic!) ein und spenden etwa die Gewinne aus dem Verkauf eines Gin-tastingsets an ein lokales Tierheim.