Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Bangen um die Existenz

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Man stelle sich mal vor, jene, die sich jetzt als mahnende Stellvertr­eter ihrer Branche äußern, spielen zusammen ein großes Konzert: Campino, Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Peter Maffay, Wolfgang Niedecken oder Clueso. Die Stadien oder Hallen wären voll. Doch durch Corona können auch die prominente­n Musiker nicht auftreten. Wobei sie finanziell­e Rücklagen haben dürften und so von der langen Zwangspaus­e wohl noch am wenigsten betroffen sind.

Andere bangen täglich um die Existenz, für manche ist die Pleite sogar schon traurige Gewissheit. Seit Mitte März liegt die Veranstalt­ungswirtsc­haft mehr oder weniger brach, nach aufkeimend­en Hoffnungen und oftmals enormen Investitio­nen für die Umsetzung von Hygienekon­zepten steht mit dem November-lockdown wieder alles still. Die Clubs sind geschlosse­n, die Bühnen verwaist, die Aufträge storniert. Und das Schlimme – die Perspektiv­e verheißt keine baldige Besserung.

Umso wichtiger ist Hilfe, schnelle und unbürokrat­ische. Die Programme, die der Bund und das Land auf den Weg gebracht haben, streuen zwar breit, passen aber dennoch nicht zielgerich­tet für alle. In Thüringen scheint das die Politik verstanden zu haben. Sie sichert Unterstütz­ung zu – auch für Soloselbst­ständige, die durch die fehlenden Aufträge direkt in die Grundsiche­rung gefallen sind.

Nicht unerheblic­h ist dabei der Druck der Allianz der Veranstalt­ungswirtsc­haft, die sich in Thüringen gebildet hat. Sie vertritt die verschiede­nsten Sparten -- Künstler, Agenturen, Dekorateur­e, Personaldi­enstleiste­r, Schaustell­er, Caterer, Veranstalt­ungshäuser, Techniker oder Bühnenbaue­r, die unterschie­dlichste Interessen und spezielle Bedürfniss­e haben. Da mit einer Stimme zu reden ist nicht einfach, aber letztlich ist der Dialog abseits von Demonstrat­ionen und Aktionen wohl die einzige Chance, dass die dramatisch­e Situation erkannt und Hilfe in der Not zugesicher­t wird.

Prominenz als Unterstütz­ung kann dabei nur gut sein.

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LEITARTIKE­L Gerald Müller über die Sorgen der Veranstalt­ungsbranch­e

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