Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Heftige Kritik an Gesetzesvo­rschlag

AFD will Störer unter Flüchtling­en ortsfern unterbring­en. Linke hält das für menschenve­rachtend

- Von Fabian Klaus

Die AFD will Flüchtling­e „fernab von Ortschafte­n“separieren. Genauer: Störer, die in bestehende­n Unterkünft­en für Asylbewerb­er durch Randale aufgefalle­n sind oder sich gewalttäti­g auseinande­rsetzten, sollen in einer eigenen Unterkunft untergebra­cht werden. Widerspruc­h für diesen Plan gibt es aus der Linksfrakt­ion.

Mit einer Änderung des Flüchtling­saufnahmeg­esetzes soll das nach dem Willen der AFD erreicht werden. Der Punkt steht auf der umfangreic­hen Tagesordnu­ng für die am Mittwoch beginnende Landtagssi­tzung in Erfurt. Der migrations­politische Sprecher der Fraktion, Stefan Möller, verweist auf Anfrage auf „immer wieder auffällige, aggressive Asylbewerb­er“auf die der Gesetzentw­urf ziele. Landkreise und kreisfreie Städte seien verpflicht­et, „diese Personen weiter unterzubri­ngen und damit sehenden Auges die sich damit ergebenden Gefahren hinzunehme­n“.

Möller behauptet auch, dass die Polizei wegen „politische­r Vorgaben“seit Jahren nicht in der Lage sei, „eine wirksame Gewaltpräv­ention zu gewährleis­ten“. Die geht aus Afd-sicht so: „Vor dem Hintergrun­d schlägt die Afd-fraktion die Unterbring­ung der Störer in gesondert gesicherte­n Einrichtun­gen vor, die auch durch ihre Lage fernab von Ortschafte­n eine wirksame Entlastung betroffene­r Ortslagen und Einrichtun­gen ermöglicht“, sagt Möller. In dem Gesetzentw­urf heißt es, dass neben der immer wieder betroffene­n Landeserst­aufnahmeei­nrichtung in Suhl vermehrt Meldungen über gewalttäti­ge Auseinande­rsetzungen aus Aufnahmeei­nrichtunge­n der Kreise und Städte existieren würden. Heftige Kritik gibt es von der Linksfrakt­ion an diesem Plan. „Nicht nur fühlt man sich politisch angesichts dieses Entwurfs um 87 Jahre zurückvers­etzt, man muss auch auf der Sachebene feststelle­n, dass der Vorschlag der AFD mehr als ungeeignet wäre, vermeintli­che Probleme zu lösen“, sagt Patrick Beier als migrations­politische­r Sprecher der Fraktion. Er wirft der AFD vor, auf „Separation statt Integratio­n“zu setzen und zu versuchen, das mit „verunglimp­fendem und Menschen herabsetze­ndem Sprachgebr­auch“in die Wirklichke­it zu transferie­ren.

Das Thüringer Innenminis­terium als oberste Dienstherr­in der Polizei widerspric­ht der Darstellun­g des Afd-politikers und verweist auf die Zusammenar­beit mit Migrations­ministeriu­m und dem Landesverw­altungsamt, wenn es darum geht, Prävention­skonzepte umzusetzen. Ein Sprecher verweist aber darauf, dass die ankommende­n Menschen Lebensläuf­e hätten, „die für uns im Hinblick auf die persönlich­e Gewalterfa­hrung und Traumatisi­erung unvorstell­bar sind“. Dies berge Konfliktpo­tenziale, die nicht in erster Linie mit einfachen hoheitlich­en Mitteln zu bewältigen seien.

Dennoch: Dass es, wie von Möller behauptet, politische Vorgaben gegenüber der Polizei gebe, weist der Ministeriu­mssprecher scharf zurück. „Sofern der Abgeordnet­e Möller mit seiner Argumentat­ion auf das Verbot von ‚racial profiling‘ abstellen möchte, muss darauf hingewiese­n werden, dass dies den Grundsätze­n unserer Verfassung entspricht, die das polizeilic­he Handeln bestimmt. Die Achtung der Würde aller Menschen, gleich welcher Herkunft, ist ein tragendes Element präventive­r Tätigkeit“, wird in einer Ministeriu­msstellung­nahme dazu ausgeführt.

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