Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Technik soll in allen Tunneln vor Geisterfah­rern warnen

2019 starb ein Mensch, weil ein Falschfahr­er auf der Autobahn 73 unterwegs war. In diesem Jahr gab es viele Verletzte

- Von Simone Rothe

Die teilweise kilometerl­angen Autobahntu­nnel in Thüringen sollen besser vor Geisterfah­rern geschützt werden. Erkennungs­systeme mit Wärmebildk­ameras sowie doppelten Induktions­schleifen seien bisher am Südportal des rund acht Kilometer langen Rennsteigt­unnels sowie am Nordportal des Tunnels „Alte Burg“auf der Autobahn A71 installier­t.

Das teilte das Innenminis­terium auf eine Anfrage des Cdu-innenpolit­ikers Raymond Walk mit. „Es ist geplant, alle weiteren Thüringer Autobahntu­nnel bis Ende des Jahres 2022 mit dem Falschfahr­ererkennun­gssystem auszustatt­en“, erklärte Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD). Nach den Angaben des Ministeriu­ms wurden allein im vergangene­n Jahr in Thüringen 63 Falschfahr­er auf Autobahnen und Straßen gemeldet. Das waren 18 Fälle und damit fast 29 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Bei einem Falschfahr­er-unfall Ende März auf der A73 zwischen Schleusing­en und Eisfeld in Südthüring­en sei ein Mensch gestorben, ein zweiter schwer verletzt worden. In diesem März gab es auf der Autobahn A71 einen schweren Unfall mit einem 80 Jahre alten Geisterfah­rer. Insgesamt 12 Menschen wurden verletzt, mehrere schwer, darunter auch der Unfallveru­rsacher. Der Senior war zwiund schen dem Parkplatz Erfurter Becken und der Anschlusss­telle Arnstadt-nord in verkehrter Richtung unterwegs. Es kam in der Folge zu insgesamt fünf Unfällen, in die dreizehn Fahrzeuge verwickelt wurden. Laut Polizei hatte der Geisterfah­rer nach den ersten Unfällen seine Fahrt fortgesetz­t, bis er selbst in einen schweren Unfall verwickelt verletzt wurde. Ebenfalls in diesem März war auf der A4 ein Transporte­rfahrer in falscher Richtung durch den Jagdbergtu­nnel bei Jena gefahren. Mehrere Autofahrer mussten dem Transporte­r ausweichen, zu einem Zusammenst­oß kam es aber nicht.

Walk sprach von einer erschrecke­nden Entwicklun­g. Die Zahl der gemeldeten Falschfahr­er habe sich von 2017 bis 2019 fast verdoppelt. „Deshalb muss alle Anstrengun­g in Prävention Gesetzt werden.“

Die Sicherheit­ssysteme in besonders gefährdete­n Bereichen wie Tunneln müssten möglichst bald vervollstä­ndigt werden. Walk plädierte auch für eine Erprobung anderer Systeme, beispielsw­eise mit

Sensoren in Leitpfoste­n. Gibt es Falschfahr­er-meldungen, würden sofort Verkehrswa­rnmeldunge­n gesendet und ein Polizeiein­satz gestartet, erklärte das Innenminis­terium. Wenn nötig, würden Tunnel gesperrt sowie Autos und Lastwagen angehalten.

Von den 63 Meldungen im vergangene­n Jahr konnten jedoch in 57 Fällen keine Falschfahr­er mehr ermittelt werden. In mindestens vier Fällen habe die Polizei Unfälle verhindert, hieß es.

In zwei Fällen kam es laut Ministeriu­m dabei zu Verkehrsun­fällen. Neben dem auf der A73 habe es einen weiteren Unfall mit Sachschade­n auf der A9 bei Bad Lobenstein gegeben.

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FOTO: S. FROMM Cdu-innenpolit­iker Raymond Walk

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