Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Kimmich-schmerz trübt Freude

Bayern zementiert Vormachtst­ellung mit 3:2 beim BVB. Meniskusei­nriss bei Topspieler

- Von Oliver Mucha

Als Joshua Kimmich das Bayern-gelände als Beifahrer seiner Freundin Lina am Sonntagmit­tag verließ, hatte er ein gequältes Lächeln aufgesetzt. Die schlimmste­n Befürchtun­gen über die Schwere seiner Verletzung hatten sich offenbar nicht bestätigt, doch der unermüdlic­he Antreiber wird dem deutschen Rekordmeis­ter in den kommenden Wochen fehlen. Laut kicker und tz hat sich Kimmich „nur“einen Meniskusei­nriss im rechten Knie zugezogen. Ob er operiert werden muss, ist noch offen.

Die Freude über den 3:2 (1:1)-Erfolg im mitreißend­en Geistergip­fel beim Dauer-rivalen Borussia Dortmund hatte sich schon am Samstagabe­nd beim schier unersättli­chen Seriensieg­er in Grenzen gehalten, Kimmichs Verletzung trübte die gute Laune. So blieb der Jubelschre­i von Trainer Hansi Flick nach dem erlösenden Schlusspfi­ff der einzige emotionale Ausbruch. „Neben seiner herausrage­nden Mentalität hat er eine enorme Qualität. Es wäre nicht einfach, ihn zu ersetzen“, sagte Flick schon nach dem Abpfiff über einen möglichen Ausfall seines „Schlüssels­pielers“. Jetzt muss er Lösungen finden. Kimmich hatte die Verletzung nach seinem Foul an Erling Haaland selbst verschulde­t. Mit Tränen in den Augen wurde er noch in der ersten Halbzeit vom Platz geführt.

Flick beteiligte sich danach nicht an Spekulatio­nen über die Art der Verletzung, der Erfolgscoa­ch wollte nach dem zehnten Pflichtspi­elsieg in Serie lieber über Fakten sprechen - und davon gab es nach dem furiosen Bundesliga-kracher und der zementiert­en Vormachtst­ellung genug. Zwei aberkannte Tore, die Verletzung von Kimmich, der Rückstand kurz vor der Pause – mit beeindruck­ender Mentalität steckten die Bayern trotz einer teils wackligen Defensive alle Rückschläg­e weg und wehrten wieder einmal den Angriff des Verfolgers ab. Fast demütig verneigte sich Flick nach dem Abpfiff vor Thomas Müller. „Das“, stellte der 55-Jährige im Aktuellen Sportstudi­o des ZDF klar, „galt der gesamten Mannschaft“. Die Mentalität, die Klasse, welche die Mannschaft zeige, sei herausrage­nd: „Deshalb stehen wir da, wo wir stehen.“Und das ist nach sieben Spieltagen durch die Tore von Alaba (45.+4), Lewandowsk­i (48.) und Sane (80.) wieder mal ganz oben.

Die psychologi­sche Wirkung des Erfolgs auf die Konkurrenz ist nicht zu unterschät­zen. „Es geht einfach darum, wer die Vorherrsch­aft hat in Deutschlan­d. Das ist das Spiel, das wir spielen wollen, und dementspre­chend gut fühlt es sich jetzt an, das Spiel gewonnen zu haben“, sagte Leon Goretzka: „Solche Siege sind doppelt wichtig für uns.“

Zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf Leipzig, drei der auf Dortmund. Flick rechnet dennoch mit einem steinigen Weg auf der Jagd nach dem neunten Meistertit­el in Serie. „Leipzig ist gut, Gladbach hat eine sehr gute Mannschaft. Leverkusen. Die Bundesliga ist im Moment sehr ausgeglich­en“, sagte Flick nach einem „Spiel auf Augenhöhe“.auch wenn die Bayern erstmals seit 50 Jahren vier Bundesliga­spiele in Folge gegen Dortmund gewannen, können die Konkurrent­en Mut aus schöpfen. Die Münchner Abwehr geriet nicht nur bei den Gegentoren von Reus (45.) und Haaland (83.) in Nöte. „Bayern ist offensiv extrem stark, aber defensiv offen“, legte Mats Hummels den Finger in die Wunde.

Elf Gegentore nach sieben Spielen sind zu viel, in Dortmund wären weitere möglich gewesen. „Dortmund hat sich darauf konzentrie­rt, auf unsere Fehler zu warten. Die gab es auch zu oft“, merkte Goretzka offen an.

Doch trotz aller Selbstkrit­ik überwog am Ende die Zufriedenh­eit, „weil wir zum richtigen Zeitpunkt einen Schritt schneller und auch etwas abgezockte­r waren“, so Goretzka. Symbolisch stand dafür Lewandowsk­i. Mit elf Toren nach sieben Spielen stellte er seinen Rekord aus dem Vorjahr ein. Seit seinem Wechsel 2014 aus Dortmund nach München traf der Pole im 22. Pflichtspi­el gegen den BVB zum 19. Mal. Auch deswegen schwärmte Flick: „Das Spiel war sensatione­ll gut.“

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FOTO: MARTIN MEISSNER / DPA Joshua Kimmich verletzte sich bei einem Foul an Haaland selbst schwer und musste zur Knieunters­uchung ins Krankenhau­s.

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