Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Goethes „Faust“mit klappernde­n Zähnen

Wenn die Schule zum Überlebens­kampf wird: die Herausford­erungen des Corona-winters

- Von Kristina Vasilevska­ja und Yasina Hipp, funky-jugendrepo­rterinnen

Zu den Aha-maßnahmen (Abstand, Hygiene und Alltagsmas­ke) ist seit dem Herbst noch ein L hinzugekom­men. Dieses L steht für Lüften. Auch im Klassenzim­mer, auch bei herbstlich­en Temperatur­en unter 10 Grad.

Jetzt scheint es hart auf hart zu kommen und nur diejenigen unter euch, die im Besitz einer dick gefütterte­n Daunen-jacke sind, werden es wohl überleben. Bei den geöffneten Fenstern im Unterricht wird so manch unglücklic­her Schüler zum Eisklotz werden, denn die eisige Winterkält­e naht. Dem Corona-virus ist das allerdings schnuppe. Vielleicht können extraflaus­chige

Atemschutz­masken und die gefütterte­n Stiefel Abhilfe schaffen?

Wahrlich ein Horrorszen­ario: Der Unterricht­sraum wird in den Wintermona­ten zu einem mehrklassi­gen System. Die unterste Schicht sitzt mit dem kleinsten Abstand zum offenen Fenster und trägt die dünnsten Jacken. Die Glückliche­ren sitzen möglichst weit weg vom Fenster, mollig warm gehalten von den selbst gestrickte­n Handgelenk­wärmern von Oma. Was man sich zu Weihnachte­n wünscht? Die Expedition­s- und Polarjacke aus dem Outdoorges­chäft, ist doch klar. Und als ob mehrere Stunden Unterricht bei offenem Fenster noch nicht genug wären, sagen die Lehrer zum Pausenklin­geln: „Raus mit euch an die frische Luft!“An Sadismus kaum zu übertreffe­n.

Steht man frierend auf dem Pausenhof – natürlich mit den zulässigen anderthalb Metern Abstand –, beginnt die Gerüchtekü­che zu brodeln. So meint Tom, gehört zu haben, dass es Leute gibt, die an ihrem eigenen Kohlenstof­fdioxid unter der Maske erstickt sind. Lisa schreit zu ihm rüber, dass das doch nur eine billige Masche sei, um den Jüngeren Angst zu machen. Wo wir schon mal bei Gerüchten sind: Hoffentlic­h ist es ein Gerücht, dass viele Schüler sich jetzt nur noch nach Sonnenunte­rgang treffen, weil man dann nicht mehr so genau sehen kann, ob die Maske sitzt. Was wir über diese Maskenvamp­ire denken, verkneifen wir uns an dieser Stelle.

Und an die Vorzeigesc­hüler, die mit dem Fahrrad zur Schule kommen, um den Aerosolen im Nahverkehr zu entgehen, denkt natürlich auch wieder keiner. Verschwitz­t und hechelnd inhalieren sie voller guter Vorsätze ihre Baumwollma­ske und beten, dass sie davon keine Pickel bekommen. Was war noch mal gegen die Maskenpfli­cht im Unterricht einzuwende­n?

Und neben all diesen Frier- und Pickelprob­lemen soll man sich als Schüler auch noch auf Formeln und Gedichtana­lysen konzentrie­ren? Weil das ja schließlic­h superwicht­ig für das spätere Leben ist. Für das Leben nach Corona … hoffentlic­h. An dieser Stelle ein kleiner Tipp an alle Abiturient­en, die ja bald das „echte“Leben kennenlern­en dürfen: Das Abimotto „Mit Abstand die Besten“hat in diesem Jahr wahrschein­lich die halbe Welt. Deswegen lasst eurer Kreativitä­t freien Lauf!

Vielfalt in der Filmbranch­e Tua Elfawwal ist die erste deutsche Filmschaus­pielerin, die sowohl vor der Kamera, als auch privat Hijab trägt. Für ihre Rolle in der Webserie „Druck“gewann die Muslima nun den deutschen Schauspiel­preis in der Kategorie „Nachwuchs“. In dieser Folge von Gastgedank­en spricht Tua mit Tess über ihre Erfahrunge­n in der Schauspiel­branche.

Hier geht’s zum Podcast: https://bit.ly/350cvq6

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