Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Zwischen Pokalfinale und Wahl
Kreiswahlleiter Marko Braun ist glühender Kaiserslautern-Fan, fährt aber nicht nach Berlin
Armin Burghardt
Sömmerda. Marko Braun blutet das Herz, wenn er an das Wochenende 25./26. Mai denkt. Der Sömmerdaer Kreiswahlleiter ist glühender Fan des 1. FC Kaiserslautern - und wenn die „roten Teufel“am letzten Samstag im Wonnemonat zum ersten Mal seit 2003 (1:3 gegen den FC Bayern) wieder im DFB-Pokalfinale stehen, ist er nicht dabei. „Es geht nicht“, hat er einsehen müssen. So gerne er im Berliner Olympiastadion wäre, um dem FCK aus nächster Nähe die Daumen zu drücken, am nächsten Tag ist Kommunalwahl.
Nicht Olympiastadion und auch nicht Betzenberg
„Da kann auch schon am Samstag noch so einiges passieren, was sich nicht aus der Ferne regeln lässt“, sagt er. Es ist nicht seine erste Wahl als Verantwortlicher für den ordnungsgemäßen Ablauf. „Es ist schon vorgekommen, dass die Polizei noch etwas wollte, und auch, dass wir gegen unerlaubte Wahlwerbung einschreiten mussten“, erinnert sich Braun. Also wird er hier sein, während seine Frau und der Sohnemann beim Public Viewing des Endspiels gegen Bayer 04 Leverkusen auf dem Betzenberg mitfiebern werden. Filius Malte ist noch näher dran an den Lauterern. Er spielt für deren U13-Team. Vor dem großen Höhepunkt der Profis steht für ihn am Samstagnachmittag ein kleiner an: das Stadtderby gegen die TSG Kaiserslautern.
Ein Poster der Nachwuchsmannschaft des Sohnes ziert auch die Wand in Brauns Dienstzimmer. Dort erwartet Braun Senior in den nächsten Tagen noch die Einreicher einiger Wahlvorschläge zu letzten Abstimmungen. Die Einreichungsfrist endet am 12. April 18 Uhr. Mit großen Überraschungen oder einer spontanen Last-Minute-Bewerbung rechnet der Kreiswahlleiter nicht mehr. Der oder die große Unbekannte hätte die Listen für die Unterstützungsunterschriften schon abholen müssen. Die gibt es nur bei Braun.
Der Kreiswahlleiter geht davon aus, dass auf dem Stimmzettel zur Kreistagswahl neun Vorschläge zu finden sein werden. Ihre Unterlagen abgegeben hatten bis gestern AfD, Die Heimat (ehemals NPD) und Die Linke. Für Dienstag vereinbart sind Treffen mit Vertretern von CDU und FDP. Die Unterlagen der Freien Wähler müssen noch komplettiert werden. Grüne und SPD scheinen die Frist auszureizen.
Als Neuling tritt eine Initiative mit dem Namen „Gemeinsam für Stadt und Landkreis“an. Auch deren Vertreter sind am Dienstag bei Braun angemeldet.
Nach aktuellem Stand wird es zudem vier Bewerbungen um den Landratsposten im Landkreis Sömmerda geben. Neben Christian Karl (CDU) und Stefan Schröder (AfD) werden dies nach gegenwärtigem Stand die Einzelbewerber Madeline Temme und Peer Gröschner sein. Temme, deren Kandidatur von Linken, SPD und Freien Wählern unterstützt wird, hat die erforderlichen 200 Unterschriften „mit sattem Bonus“(Braun) schon beim Kreiswahlleiter hinterlegt. Mit Gröschner trifft sich Braun ebenfalls am Dienstag.
Am 23. April entscheidet der Kreiswahlausschuss über die Zulassung der Wahlvorschläge. Auch ansonsten laufen die Wahlvorbereitungen „rund“. Braun hat keine Rückmeldungen etwa über eventuell fehlende Wahlhelfer. Braun geht davon aus, dass alle Wahlen noch am Sonntag ausgezählt werden. „Das hat für mich oberste Priorität“, sagt er. Begonnen wird mit den Bürgermeistern. Es folgen Landrat, Ortsteilbürgermeister, Gemeinderat, Kreistag. Es soll im Kreis nirgends an Stimmzetteln fehlen. „Wir wollen keine Berliner Zustände“, sagt der Kreiswahlleiter. Er kalkuliert (für den Druck) mit einer Wahlbeteiligung von 90 Prozent und rechnet mit 16.000 Briefwählern. Die großformatigen Versandtaschen für die Unterlagen sind schon da. Das Drucken der Stimmzettel kann jedoch frühestens nach dem Zulassungsbeschluss beginnen.
Braun hätte sich gewünscht, dass der dafür zuständige Ausschuss schon eher als am 23. April zusammentritt, wo doch eigentlich nach dem 12. April alles klar sein müsste. „Ein paar formale Nachbesserungen kann es bei den Vorschlägen immer noch geben. Das ist möglich. Aber dass da hinten raus noch so ein Stress entsteht, ist eigentlich unnötig“, sagt er. Für eine Entflechtung müsste allerdings das Wahlgesetz geändert werden.
Braun will selbst - wie immer einer der ersten Wähler in seinem Heimatort Rastenberg sein. Mit welcher Laune er an die Wahlurne tritt, wird vom Ausgang des Pokalspiels am Vorabend ausgehen. Übereuphorisch ist der FCK-Fan allerdings nicht. Zu stark präsentiert sich Bayer Leverkusen zurzeit.
Braun hat ohnehin einen anderen Traum: „Malte spielt jetzt U13. So etwa in fünf Jahren könnte Berlin wieder eine Reise wert sein.“1990 und 1996 hat der FCK den Pott geholt. Am 19. Mai 1990 schlug Lautern Werder Bremen 3:2. Am 25. Mai 1996 gewannen die roten Teufel 1:0 gegen den Karlsruher SC.