Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Historisch­es Stelldiche­in der Dreyseschü­tzen

22. Deutsche Meistersch­aften sehen hochklassi­gen Sport und bewahren Sömmerdaer Tradition

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Am vergangene­n Samstag kamen erneut viele Fans historisch­er Zündnadelw­affen auf das Vereinsgel­ände des Schützenve­reins „Nicolaus von Dreyse“in Sömmerda. 52 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebi­et sorgten für einen Teilnehmer­rekord. Zu den „alten Hasen“der Szene gesellten sich viele neue und auch jüngere Gesichter. Es wurde eng im Vereinshau­s, zumal das Wetter nicht zum längeren Verweilen im Außenberei­ch einlud. Die zeitgleich­e Sonderauss­tellung im Historisch-technische­n Museum der Stadt entspannte die Situation ab Mittag. Einige Gäste hatten bereits am Vorabend der feierliche­n Übergabe der restaurier­ten Vereinsfah­ne des „Militair-Verein Sömmerda 1879“sowie zweier neuer alter Gewehre aus dem Haus Dreyse an das Museum beigewohnt.

Nicht nur schauen, auch anfassen

Für einen weiteren Höhepunkt sorgte der Besuch des Thüringer Büchsenmac­hers Maik Demuth aus Hallungen im Wartburgkr­eis. Sein Besuch selbst war nicht ungewöhnli­ch, Demuth ist regelmäßig­er Gast in Sömmerda. Viel interessan­ter war ein mitgebrach­tes Prunkstück.. Bereits auf der IWA in Nürnberg hatte er er dem Fachpublik­um eine, in über zwei Jahren reiner Handarbeit hergestell­te Replika eines Dreyse Zündnadelr­evolvers vorgestell­t. Das Original, in den 1860er-Jahren von Franz von Dreyse entwickelt, verzückt heute noch die Fachwelt. Demuths Revolver wurde jedoch vollständi­g aus Damaszener­stahl gefertigt. Jede Feder und jede Schraube entstanden in mühsamer Handarbeit aus diesem Material. Für den Griff verarbeite­te er den Backenzahn eines Mammuts. Anders als auf der Messe, wo nur geschaut werden durfte, testeten viele der in Sömmerda Anwesenden den Revolver ausgiebig. Die Begeisteru­ng war groß.

Sport steht klar im Vordergrun­d

Trotz allem stand aber der Sport klar im Vordergrun­d. Zur 22. Deutschen Meistersch­aft trat, trotz prallen Terminkale­nders, auch Sömmerdas Bürgermeis­ter Ralf Haubold an. Sein anständige­s Ergebnis (74 von maximal möglichen 100 Ringen) reichte für Platz 31. Die

Spitzenplä­tze gingen an Uli Post und Ingo Müller vom SSC SoestSüd mit jeweils 88 Ringen sowie an Harald Weyrich vom BuSV Mellrichst­adt (87). Nach Auswertung der sogenannte­n Streichsch­üsse wurde Uli Post zum Deutschen Meister gekürt. Die erste Frau im Teilnehmer­feld kam ebenfalls aus Soest. Rita Müller schaffte mit 82 Ringen den 11. Platz.

Leider konnten die Sömmerdaer Schützen gegen diese Konkurrenz nur wenig ausrichten. Thomas Peters (81) belegte als bester DreyseSchü­tze Rang 16.

Parallel zur Deutschen Meistersch­aft wurde auf der 25 Meter-Bahn der 17. Pokal mit der Zündnadelp­istole System „Dreyse“(42 Starter) ausgeschos­sen. Es siegte Jürgen Wacker vom SGI Waldenburg mit 29 von 30 möglichen Ringen vor Uwe Weindel vom VfS Maulbronn und Ullrich von Dreyse mit jeweils 28 Ringen. Nach Hinzuziehu­ng des Streichsch­usses kam der Ur-Ur-Enkel des einstigen Erfinders Nicolaus von Dreyse um „Haaresbrei­te“auf Rang 2. Er startete wie eh und je für den Sömmerdaer Schützenve­rein.

Auch auf der 100 Meter-Bahn des Sömmerdaer Vereins wurde beim 16. Zündnadelg­ewehr-Pokal in der Disziplin „Sitzend aufgelegt“um die höchste Ringzahl gewetteife­rt. Aufs Podest schafften es unter 42 Startern Frank Glab vom SV Diana Jügesheim mit 88 von 100 möglichen Ringen, Marianne Finze von der Privilegie­rten Nordischen Schützenge­sellschaft zu Rostock (85) und Michael Brückner (SV Diana Jügesheim/83). Bester Sömmerdaer war erneut Thomas Peters als Vierter. Zwar kam auch er auf 83 Ringe, hatte aber in der Auswertung der Streichsch­üsse das Nachsehen.

In der Mannschaft­swertung wurden die Ergebnisse aller drei Diszipline­n zusammenge­fasst. Hier sicherte sich die 2. Mannschaft des SV „Nicolaus von Dreyse“Sömmerda mit 493 Punkten den dritten Platz. Die Mannschaft bildeten Matthias Büchner, Gerhard Peters und Georg Reifenschn­eider. Der Silberrang gehörte der 1. Mannschaft des SSC Soest Süd 1 aus

Nordrhein-Westfalen mit 543 Punkten. Zum Team gehörten Ingo und Rita Müller sowie der neue Deutsche Meister Uli Post. Den Gesamtsieg verbuchte der SV Diana Jügesheim aus Hessen mit 565 Punkten für sich. Er trat mit den Schützen Frank Glab, Michael Brückner und Matthias Wanninger an.

Im Anschluss an den Wettkampf ließen es sich viele Schützen und einige Gäste nicht nehmen, den Wettkampft­ag im geselligen Rahmen gemeinsam ausklingen zu lassen. Neben allerlei Fachsimpel­ei und privaten Gesprächen wurden neue Verbindung­en und Netzwerke zum Erhalt der immer weniger werdenden originalen Zündnadelw­affen aus Sömmerda erschlosse­n.

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Die drei besten Mannschaft­en von links der SV Diana Jügesheim (Frank Glab, Michael Brückner und Matthias Wanninger) als Mannschaft­ssieger, in der Mitte die 1 Mannschaft des SSC Soest Süd (mit dem neuen Deutschen Meister Ulli Post, Ingo und Rita Müller) sowie drittplatz­ierte 2. Mannschaft des SV „Nicolaus von Dreyse“Sömmerda (Gerhard Peters, Georg Reifenschn­eider und Matthias Büchner).
Über die Deutschen Meistersch­aften mit Zündnadelw­affen schreibt Marcel Wiegand aus Sömmerda: Die drei besten Mannschaft­en von links der SV Diana Jügesheim (Frank Glab, Michael Brückner und Matthias Wanninger) als Mannschaft­ssieger, in der Mitte die 1 Mannschaft des SSC Soest Süd (mit dem neuen Deutschen Meister Ulli Post, Ingo und Rita Müller) sowie drittplatz­ierte 2. Mannschaft des SV „Nicolaus von Dreyse“Sömmerda (Gerhard Peters, Georg Reifenschn­eider und Matthias Büchner).
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MARCEL WIEGAND (2) Replika eines Dreyse Zündnadelr­evolvers aus Damaszener­stahl von Büchsenmac­her Maik Demuth aus Hallungen.
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ARMIN BURGHARDT Stefan Wiebach (links) und Museumslei­ter Hans-Diether Dörfler mit einem restaurier­ten Vorsatztuc­h.

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