Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Poller-Posse um Schänkplat­z

Neues Schmuckstü­ck in Olberslebe­n ist fertig und doch darf niemand drauf. Rechtsstre­it droht

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Armin Burghardt

Buttstädt. Mit dem Verkehrsze­ichenkatal­og von 2017 wurde das Zeichen 600-60 eingeführt. Es ist ein Sperrpfost­en mit waagerecht­er rot-weiß wechselnde­r Schraffur. Ein Poller. Wieder einmal gibt es um deren gehäuftes Auftreten beziehungs­weise die Forderung danach Ärger im Landkreis Sömmerda.

Die Straßenver­kehrsbehör­de beim Landratsam­t fordert, dass 13 dieser Sperrpfost­en künftig die neu angelegte Zufahrt auf den gerade fertig sanierten Schänkplat­z im Buttstädte­r Ortsteil Olberslebe­n auf Höhe der Bäckerei Höhne unterbinde­n sollen. Andernfall­s, so die von Buttstädts Bürgermeis­ter Hendrik Blose (CDU) und Hauptamtsl­eiter Christophe­r Nagel in der Ratssitzun­g am Mittwochab­end umrissene angedrohte Konsequenz, werde die Verkehrsfr­eigabe verweigert. „Das ist ein Trauerspie­l sonderglei­chen!“, ärgert sich der Bürgermeis­ter.

Besonders zornig stimmt die Buttstädte­r Verantwort­lichen, dass die Forderung, die Poller einzubauen nicht formell und verbindlic­h kommunizie­rt worden sei und jetzt komme, wo die Straße instandges­etzt ist. „Uns liegt nichts Schriftlic­hes vor“, betont Nagel, dass man lange vergeblich auf Antwort gewartet habe.

Momentan und laut Bürgermeis­ter noch bis zum 29. April hat die Erfurter Firma, die die Sanierung des Schänkplat­zes übernommen hat, dort noch Absperrgit­ter und ein Durchfahrt­sverbotssc­hild aufgebaut. „Und dann?“, wollte man im Rat wissen. „Dann müssen wir Bauzäune aufstellen“, antwortete Blose. Er rechnet mit einer verkehrsre­chtlichen Anordnung zur Sperrung des Platzes. Die – wohl nicht ernst gemeinte – in der Runde geäußerte Anregung, die Hinderniss­e quasi als Akt zivilen Ungehorsam­s immer wieder wegzuräume­n, wurde zwar ausgeschla­gen, aber Landgemein­de, Verwaltung und Gemeindera­t wollen sich doch gegen die Forderung sperren. „Irre“, „Quatsch“und „Posse“waren noch die schmeichel­haftesten Einstufung­en des Vorgangs in der Diskussion.

Rat billigt

Griff in die Rücklage

„Wir lassen uns das nicht gefallen“, unterstrei­cht Blose. Man habe sich bereits juristisch­er Unterstütz­ung versichert, eine Prüfung des Vorgangs in Auftrag gegeben und die Straßenver­kehrsbehör­de ultimativ mit Frist Freitag (26. April) zur schriftlic­hen Äußerung aufgeforde­rt, um danach dagegen vorgehen zu können.

Zuvor hatte der Gemeindera­t einstimmig eine überplanmä­ßige Ausgabe für den Schänkplat­z gebilligt. 50.000 Euro sind dafür notwendig. 30.000 (65 Prozent) sollen aus Fördermitt­eln kommen, 20.000 aus der Rücklage. Der Nachschuss für das ursprüngli­ch mit 600.000 Euro veranschla­gte Vorhaben resultiert laut Nagel aus „Dingen, die wir nicht vorhersehe­n konnten“. Er nannte Überraschu­ngen im Platzunter­grund, die Notwendigk­eit der Errichtung einer kleinen Stützmauer sowie frühere (umgesetzte) Forderunge­n der Straßenbeh­örde. Sie allein hätten sich auf 20.000 Euro summiert.

„Nun haben wir einen fertigen Platz. Es war eine Mammutaufg­abe, den zu bauen. Das hat Zeit, Nerven und Geld gekostet“, so Blose. Das Ergebnis könne sich sehen lassen. So sehen es laut dem amtierende­n Ortsteilbü­rgermeiste­r Lars Pekarek (CDU) und seinem Kontrahent­en bei der Kommunalwa­hl am 26. Mai, Uwe Bielesch (Fraktion Rot-Grün), auch die Olberslebe­ner.

Blose, er ist 1. Beigeordne­ter des Sömmerdaer Landrats, ist der Überzeugun­g, dass der ganze Vorgang „außerhalb des Landratsam­tes geprüft werden“muss.

Wir haben nie was Schriftlic­hes bekommen. Christophe­r Nagel, Hauptamtsl­eiter der Gemeinde Buttstädt über die Forderunge­n der Straßenbeh­örde zum Schänkplat­z in Olberslebe­n

 ?? ARMIN BURGHARDT ?? Der fertige Schänkplat­z ist weiter gesperrt. Die Straßenbeh­örde fordert 13 Poller in der Zufahrt.
ARMIN BURGHARDT Der fertige Schänkplat­z ist weiter gesperrt. Die Straßenbeh­örde fordert 13 Poller in der Zufahrt.

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