Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Dem Himmel ganz nah
Freundeskreis Sömmerda organisiert Besichtigung der Holzkassettendecke in Petrikirche. Weiteres Engagement geplant
Sömmerda. Dem Himmel ganz nah – diese Metapher überschreibt eine Veranstaltung am Freitagvormittag, die der Freundeskreis Sömmerda, kurz FSÖM, initiiert hat. Vorstandsmitglied Bärbel Albold organisierte für interessierte Sömmerdaer eine besondere Führung in der St. Petrikirche, bevor das große Arbeitsgerüst abgebaut wird.
33 Damen und Herren folgten der Einladung in die Altstadt-kirche, darunter Bürgermeister Ralf Hauboldt (Linke). Auch er nutzte wie weitere Sömmerdaer die Gelegenheit, sich aus nächster Nähe einen Teil der restaurierten Kassettendecke anzuschauen und mit Diplomrestauratorin Antje Pohl auf ihrer Arbeitsplattform ins Gespräch zu kommen.
Abbildung von Heiligen, Engeln und Luther in 194 Kassetten
Zuvor hatte Peter-michael Eichholz vom Sankt-petri-gemeindekirchenrat Erläuterungen zur Entstehung der Kirche und ihren wertvollen Details gegeben. Etwa, dass die Holzkassettendecke in den Jahren 1685 bis 1689 eingebaut und 1698 von Johann Christian Reinhard mit Deckenmalereien gestaltet worden war. Diese zeigen in den 194 einzelnen Kassetten Heilige, Engel, die Dreifaltigkeit, aber auch Martin Luther.
Im Angesicht des Bildes vom Reformator kamen die Besucher ins Fachsimpeln. Nicht wirklich verbürgt ist, ob Luther jemals in Sömmerda war. „In der Schallenburger Kirche soll er mal gewesen sein“, weiß Eichholz aus Überlieferungen der Ortsnachbarn. Jedenfalls hat Luthers Konterfei auf Holz inzwischen sein rechtes Auge wieder. Antje Pohl hatte es kürzlich analog des erhaltenen Auges restauriert. „Das ist wirklich gut geworden“, lobte Fsöm-mitglied Sabine Sieler.
Dass die Malereien an der Holzkassettendecke im Kirchenschiff von St. Petri und Pauli einen besonderen Schatz darstellen, weiß auch Hauboldt. Die Stadt sei in jedem Falle an ihren Kirchen interessiert. Die Kommune unterstütze, wo sie könne. Aktuell sei ein Antrag der Regionalgemeinde zur Sanierung der Außenfassade von St. Bonifatius, der großen Marktkirche, gestellt. Auch hier werde die Stadt womöglich über die Städtebauförderung unterstützen, so Hauboldt.
Keinen Hehl machte Eichholz aus der Tatsache, dass die Restaurierungsarbeiten am zweiten Teil der
Kassettendecke länger dauern als ursprünglich gedacht. So müsse auch das traditionell für den Muttertag geplante Konzert mit dem Männergesangverein Sömmerda in die Franziskuskirche verlegt werden. Das raumfüllende Gerüst werde aber in naher Zukunft abgebaut, nur im Bereich der Orgel bleibt eine kleine Arbeitsplattform stehen. Hier stehen für Antje Pohl noch restauratorische Restarbeiten an. „Die Decke soll bis zur nächsten Restauration in vielleicht 150 Jahren halten“, sagt Eichholz mit Blick auf den Zeitverzug schmunzelnd. In ihrem barocken Erscheinungsbild hat die restaurierte Decke umso mehr Strahlkraft.
Der Name „Freundeskreis“stehe auch weiterhin dafür, mit Freude und mit Freunden für die Heimatstadt aktiv zu sein, versicherte Bärbel Albold. Das Spektrum reicht von Ideen für ein attraktives Stadtbild bis hin zu Anregungen in Sachen Kunst und Kultur, Touristik und Stadtgeschichte. Demnächst werde man gemeinsam mit den Mitgliedern beraten, welches Projekt als nächstes in Angriff genommen werden soll.
Muttertagskonzert: 12. Mai, 14 Uhr, in der St. Franziskuskirche,